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Nicht ganz flüssig

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Schade, dass ein Wählscheibentelefon so schlecht in die Jackentasche passt. Man hätte gern eines in diesen Tagen, wo die Temperaturen derart niedrig sind, dass einem das Gesicht einschläft. Vor allem dann, wenn wieder mal die LCD-Anzeige des eigenen Handys einfriert und das Gerät unbedienbar wird. Das passiert bei einer Wählscheibe nicht so schnell.
 
Flüssigkristalle und Frost - das geht einfach nicht. Sobald eine russische Kaltfront über das Land hereinbricht, sagen die kleinen Dinger "doswidanja" und verfallen in einen Zustand innerer Schockstarre. Es sind dann gewissermaßen Eispixel, frigide Flüssigkeitskristalle - träge, lustlos, gestört.
 
Während sich unsereins bei diesen Temperaturen mit einem Schluck Wodka wärmen kann, ist so ein kleines Kristall für russisches Destillat ja völlig unempfänglich und wird selbst bei schonender Verabreichung nicht flüssiger. Die Froststarre äußert sich dann nicht nur in erlahmenden Bildwechseln auf der Anzeige, vielmehr formen sich die Kristalle zu einem völlig undefinierbaren Ganzen aus, von matschigen Farben und schwachem Kontrast ganz zu schweigen. Und wahrscheinlich spielt so ein Handy in diesem Zustand, sofern es denn MP3-fähig ist, nur noch Songs von Coldplay ab.
 
Weiteres Ungemach droht überdies, sobald wegen der Temperaturunterschiede drinnen und draußen Wasser ins Innere des Geräts gelangt und die Kontakte korrodieren. Dann ist guter Rat teuer.
 
"Schto djelatch", würde der Russe fragen - was tun? Während ein Oligarch vermutlich gleich ein neues Gerät kauft, sollten alle anderen erst einmal einen Fön kriegen. Und zwar in die Hand. So jedenfalls hat es der Branchendienst heise online jüngst seinen Lesern geraten. So ein elektrischer Blasebalg kann demnach wahre Wunder wirken. Vorausgesetzt, die ganze Blaserei ist keine Heißluftdusche. Denn Hitze verträgt so ein empfindliches Gerät genauso wenig wie Frost. Für viele Mobiltelefone gilt gar nur eine Betriebstemperatur von 0 bis 30 Grad. Deshalb höchstens handwarm fönen - oder aber das Handy warmer Zugluft aussetzen. Besser wäre es freilich, man würde gleich so eine Art Blasinstrument im Handy verbauen, das ganz von allein zu ventilieren beginnt, sobald es im Inneren zu kalt und zu feucht wird. Oder jemand erfindet endlich mal ein selbst gegen sibirische Temperaturen zuverlässig schützendes Handygehäuse. An dem hätten dann selbst Russen ihre Freude. Und einen vertrauten Begriff für so ein nützliches Bauteil gäbe es auch schon: Kaltschale!

Von Ronny Strobel

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