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Land unter statt Downunder

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"Siehst du die Schatten da unten im Wasser?" fragt mich Rene. Ja! Das sind Delphine - und zwar eine ganze Menge davon! Begeistert schauen wir zu, wie sie in den Wellen vor dem Leuchtturm von Port Macquarie surfen. Wundervoll! Nachdem wir heute (19.2.) den Sonnenaufgang direkt aus unserem Luxusbett sehen konnten, ist dies eindeutig ein naechstes Highlight unseres Tages. Wir sind nach wie vor im Hause von Lin und Prue untergeschluepft und geniessen ein sehr schoenes Reiseleben. 180 Grad Meerespanorama aus der Kueche, hochwertige Livemusik von Vater und Sohn am Abend und eine heisse Dusche - jeden Tag!

Die beiden haben wir auf dem Motorradtreffen kennengelernt. Lin ist Suedafrikaner, Prue kommt von Perth. Beide mussten mit 5 Kindern vor dem Buergerkrieg 1985 in Suedafrika fluechten und wir sind sehr froh ihre Bekanntschaft zu machen.

Wir nutzen die Zeit auch, um die Yamaha wieder auf die Raeder zu bringen: laut den Mechanikern in Port Macquarie muss ein neues Federbein her, da es altersschwach ist. Leider ist keins verfuegbar und wir muessen uns noch gedulden mit der Bestellung. Nach 3 Tagen reisen wir weiter, da auch unsere Gastgeber grosse Plaene haben: eine der BMWs wird in den naechsten Tagen fuer eine grosse Alpentour nach Europa verschifft. Lin kennt die Alpen so gut, dass er sogar den Besitzer der Motorradwerkstatt unseres alten Wohnortes in der Schweiz kennt ... Da wir den Stress der Verschiffung kennen, machen wir uns lieber schnell aus dem Staub.

Doch wir kommen nicht weit. Nach einer Fahrt ueber sehr raue Waldwege mit spitzen Steinen, finden wir einen grossen Riss im Hinterreifen der Yamaha. Wir beschliessen, die 70km bis Port Macquarie im Schneckentempo zurueck zufahren und hoffen das beste. Doch es hat nicht sollen sein - nach 50 km ist der Reifen platt. Inmitten der Pampa. Die naechste Farm ist zu weit weg, als das wir das Motorrad dorthin bekommen koennten. Nachdem wir eine Nacht am Strassenrand verbracht haben, fahren wir mit der Honda zurueck in die naechste Kleinstadt und bekommen tatsaechlich einen passenden Reifen! Nach 3 Stunden schweisstreibender Arbeit in der prallen Sonne ist unser erster Reifenwechsel geglueckt.

Vergnuegt fahren wir in Richtung Westen - entlang des Oxley Highway, der uns von Lin aufgrund seiner herrlich motorradgerechten Kurven sehr empfohlen wurde. Nur wundere ich mich, als Rene immer langsamer wird. Es hat zu regnen begonnen und die Strasse ist rutschig - aber nicht sooo glatt. Schliesslich erzaehlt Rene, dass das Heck der Yamaha staendig versucht auszubrechen und sich nicht mehr kontrollieren laesst. Wir kippen Wasser aus den Kanistern und ich nehme den schweren Rucksack. Keine grosse Besserung ... Als wir die Maschine heute auf den Hauptstaender gehoben haben, gabs einen Krach. Hoffentlich kein Rahmenbruch! Das waere das Ende ...  Zum ersten Mal stellen wir fest, auf welch wackligen Raedern wir doch unterwegs sind. Wir campen am Highway - im Nebel und Regen und mit Sorgen im Kopf.

Am naechsten Tag (24.2) fahren wir langsam weiter bis Armidale. Wir bekommen einen ersten Vorgeschmack auf das, was uns an der Westkueste erwartet: die Fahrt auf schnurgerader Strasse durch langweilige Grassteppe. Erst die Freundlichkeit der Werkstattleute hilft uns wieder auf die Beine, nachdem auch noch der Akku vom Handy kaputt und die Sicherung fuer die Griffheizung ausgefallen sind (Ja, die brauchen wir leider haeufiger als uns lieb ist.). Die Yamaha wird kostenlos gecheckt und es liegt gluecklicherweise nur am Billigreifen, der mit der Last nicht zurecht kommt. Auch die kaputte Tachowelle der Yamaha wird geflickt (nach einem Monat ohne Speedanzeige) und wir fahren auf unserer ersten Sandpiste zu einem sehr schoenen Campingplatz - den wir uns auch wirklich verdient haben!

Der Waterfall-Way (Wasserfall Weg), auf dem wir die naechsten beiden Tage unterwegs sind, macht seinem Namen alle Ehre: nur das das Wasser vorwiegend von oben kommt. Die Wasserfaelle sind tortzdem beeindruckend. Wir fluechten (mal wieder) nach Bellingen - zu Klaus und Tiffany. Klaus stammt von Norderney und beide nehmen uns, trotz dessen, dass sie uns nicht kennen, bei sich auf. Die Adresse wurde uns von Tiffanys Vater gegeben, den wir auf dem Motorradtreffen kenngelernt haben. Wir beschliessen Arbeit zu suchen, da der Wettervorhersage fuer die naechste Woche wieder Regen meldet. Wir sind in den Tropen angekommen - nur herrscht noch Regenzeit. Wir sind zu frueh dran - wer haette das gedacht!

Wir finden Arbeit - in einem Fruchtshop zum Fruechte- und Gemuese Ein- und Auspacken. Trotz abwechslungsreicher Arbeit halten wir es hier nur 4 Stunden aus, bevor wir wieder gehen. Der Chef ist ein absoluter Choleriker und Ausnutzer. Lieber durch den Regen fahren, als hier laenger arbeiten!

Und so kommt es das wir es noch einmal mit den Bergen versuchen. Das Weltnaturerbe des Gibraltar Ranges NP wartet auf uns. Mit Nebel, Regen, Kaelte und Blutegeln! An Wandern ist nicht zu denken. Trotz Winterhandschuhen, 4 Schichten oben und 3 Schichten unten sind wir durchgefroren und bis auf die Knochen nass. Wie immer haben wir Glueck im Unglueck und finden Unterschlupf unter den Planen eines Caravanvereins, der am Highway sein Camp eingerichtet hat. Wir bekommen Quarkkuchen, aufmunternde Worte und ein Lagerfeuer zum Sachen trocknen. Besser kanns nicht werden!

Land unter am naechsten Tag: Ganze Landstriche und Strassen sind ueberflutet von den Wassermassen der letzten Tage. Niemand kann uns sagen, wann das Schauspiel ein Ende hat. Unsere Motorradsachen sind mehr undicht als wasserdicht und so macht das Motorradfahren nicht wirklich Spass. In Casino - einem kleinen Ort im Inland - treffen wir Bernd. Er kommt von der Nordsee und ist Globetrotter. Ein interessanter Mensch, der viele Reisen mit dem Motorrad und Fahrrad gemacht hat. Er empfiehlt uns einen Campplatz in einem NP in der Naehe. Als wir hinkommen, ist kurz vorm Ziel der Fluss so hoch angestiegen, dass wir ihn nich furten koennen. Wir drehen um. Es wird bereits dunkel und es ist immer noch kein Uebernachtungsplatz in Sicht. Wir treffen zwei Maedels - aus dem Raum Dresden - und der Clue ist, dass eine von ihnen morgen, zusammen mit Rene, Geburtstag hat. Wir finden zusammen einen Campplatz und lassen den Abend ausklingen.

4.3.2010: Happy Birthday! Rene bekommt zum Ehrentag einen Strauss aus Urwaldblumen und ein Buch fuer Schlecht-Wetter-Tage. Die Sonne zeigt sich auch mal wieder - was wohl das Schoenste ist. Wir fahren nach Byron Bay - an den oestlichsten Punkt Australiens und baden ausgiebig in den Wellen des Pazifik. Es koennte vorerst das letzte Mal sein - weiter noerdlich wird das Meer zu gefaehrlich zum baden aufgrund von giftigen Quallen und Salzwasserkrokodilen. Am naechsten Tag geniessen wir dann echte Hippie-Atmosphaere in Nimbin. Hier gibt es einige Unikate zu sehen und zwischen bunten Esotheriklaeden haengt Grasgeruch.

Wenig spaeter treffen wir auf Dave und Joy. Sie laden uns in ihr abgelegnes Haus im Wald ein, in der Naehe des Border Ranges NP. Hier sitze ich jetzt hinterm PC und habe endlich wieder Gelegenheit, euch mit dem Neusten aus Downunder vertraut zu machen.

Ihre Abenteuergeschichten erzaehlen wir das naechste Mal. Wir werden in den naechsten Tagen die Grenze zu Queensland passieren und hoffen, dass sich der Regen etwas legt. Bilder folgen bald.

Wusstet ihr schon, dass in den 1930iger Jahren die so genannte Zuckerrohrkroete nach Australien gebracht wurde. Sie sollte die Schaedlinge in den Plantagen bekaempfen, hat sich aber stattdesen praechtig vermehrt (bis zu 35.000 Eier!!!). Die hochgiftige Kroete bedroht nun die einheimische Tierwelt (sogar Krokodile). Erstaunlich ist, dass es zwei Schlangenarten geschafft haben, in nur 70Jahren, gegen das Gift immun zu werden. Mutter Natur sei dank.

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