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S - i - egeszug

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2020. Alle Schlachten sind geschlagen, die Konsumwelt ist fest in der Hand eines einstmals kleinen Unternehmens aus Cupertino. Seitdem Apple-Guru Steve Jobs in den 1990er Jahren ein lautmalerisches Ei ausgelaufen ist, ist nichts mehr so, wie es vorher schon nie gewesen ist. iMac, iPod, iPhone, iPad - das war gestern. Im Hier und Jetzt ist das "i" allgegenwärtig. Microsoft ist jetzt wirklich nur noch mikro und Google bloß eine Backmehlmischung aus dem Hause Hupf. Alle haben sich die Zähne ausgebissen am Apfel-Konzern. Und verloren. Wegen eines Buchstabens. Man weiß nicht genau, woran es liegt. Vielleicht daran, dass das "i" für individuell steht, für intellektuell oder für inspirierend. Jedenfalls ist Apple unangreifbar geworden, seitdem man nach der Einführung des iPad damit begonnen hat, auch IT-fremde Produkte mit dem "i"-Label zu verkaufen. Die Leute lieben es. Und wollen nun - zehn Jahre danach - nichts anderes mehr.
 
Sie haben sich veräppeln lassen, von vorn bis hinten - und nur noch Muß im Kopf. Der Supermarkt ist inzwischen ein iStore. Rundgang gefällig? Schieben wir unseren Einkaufswagen ein wenig durch die Regale. Erster Stopp an der Früchtetheke: Wir greifen zum Hausobst, mittelgroßen Tafeläpfeln der Sorte iDared. Weiter geht's ans Spezialitäten-Regal. Natürlich kommen nur Produkte der Marke iGlu in den Korb: Applepie und Äpplewoi. Nach ein paar Schritten greifen wir zu einem Karton iWeiß. Das Waschmittel macht unsere Klamotten strahlend weiß. Selbst wenn sie vorher schwarz waren. Wir werden bleich vor Staunen. Und weil man nicht nur sauber aussehen, sondern auch noch gut schnuppern will, genehmigen wir uns eine Flasche iTelkeit, den Duft des Apple-Gurus. Es ist eine Mischung aus japanischen Apfelblüten und subtil gärendem Granny Smith. Unserer Liebsten bringen wir bei dieser Gelegenheit gleich einen iLiner mit - damit ihr nichts mehr gegen den (Lid-)Strich geht. Ach, und diese tolle Zeitschrift für die technisch interessierte Frau von heute ... die wollte sie doch auch! Schnappen wir uns also die neueste Ausgabe der iGitte. Kurzes Innehalten. Wollte sie nicht noch etwas? Ach ja, eine iZelle. Es gibt wirklich keine bessere Batterie für den Massagestab - sie hält 300-mal länger als ein duracellbestückter Plüschhase trommelwirbeln kann. Doch was ist das? Ausverkauft! Wir beschweren uns beim iLeiter, dem Chef vom iStore. Er grinst vielsagend und überlässt uns dann aus seinem persönlichen Deputat ein Exemplar zum Vorzugspreis. Weil wir Stammkunde sind.

Puh, Glück gehabt! Die Stimmung zuhause wäre echt im iMer gewesen, wenn wir ohne iZelle zurückgekehrt wären. Nun aber schnell. Noch fix eine Pulle iGelb aus dem Regal, wo früher der Verpoorten-Likör verstaubte, und dann zur Sicherheit eine Kurnachricht übers Apple-Handy nach Hause geschickt, dass wir uns verspäten. Nannte man früher mal SMS, heute heißt es iLbrief. Die Nachricht erscheint noch während des Schreibens auf dem Zieltelefon. An der Kasse die allwöchentliche Frage: So viel? Hat der iStore die Preise schon wieder erhöht? Wir ballen die Faust in der Tasche und zahlen frustriert in der neuen, weltweiten Gemeinschaftswährung, die Apple vor kurzem eingeführt hat - in iRO.

Von Ronny Strobel

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