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Nomadenleben

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Wir sitzen auf einem heissen Stein in der Abendsonne im Marry River NP. Schwuele Hitze umgibt uns und neben uns sitzt ein Wallaby (kleines Kaenguru). Riesige Vogelschwaerme ziehen ueber den Abendhimmel. Zwei Darwinstoerche und mehrere Reier sowie Adler gleiten uebers Wasser und jagen Fisch. Barramundi - auf den auch die Angler so scharf sind. Doch die Idylle truegt etwas, denn es schauen uns zwei Augen aus einiger Entfernung an. Zwei Hoecker nur, die zu einem 4 m langem Salzwasserkrokodil gehoeren. Kein Wunder - wir befinden uns im Gebiet mit der groessten Krokdichte weltweit! Die Fischer am Ufer angeln getrost weiter. Das Krokodil schwimmt gemaechlich den Fluss rauf und runter und man kann sich nicht vorstellen, dass er zu einer blitzschnellen und garantiert toedlichen Attacke faehig waere. Wenig spaeter geht die Sonne in einem einzigartigen Schauspiel aus rot-gelb-Reflektionen unter. Wir halten den Atem an - bei so viel schoener Natur.

Der Weg von Alice Springs hierher hatte nur wenige Highlights zu bieten: eine 33 Grad warme, glasklare Flussquelle, in der wir unsere highway-mueden Glieder genuesslich entspannen konnten war eindeutig das beste. Nach so viel trockener Landschaft, sind wir froh wieder sattes Gruen und Flusslaeufe zu sehen, die nicht ausgetrocknet sind. Der weitere Weg nach Darwin ist vor allem mit toten Kaengurus und Kuehen am Strasenrand gepflastert. Auch Wildschweine und Schlangen sehen ganz schoen platt aus. Nach einem kurzen Abstecher in den Litchfield NP - mit seinen beeindruckenden, bis 6m hohen Termitenhuegeln und herrlichen Wasserfaellen - geht es weiter gen Norden.

Darwin - und damit den noerdlichsten Punkt unserer Australien Reise - erreichen wir genau ein halbes Jahr nach dem Start von Deutschland: am 14.5.2010. Es ist kaum vorstellbar, dass es erst sechs Monate her sein soll, dass wir in London in den Flieger gen Asien gestiegen sind. In Nieselregen und Kaelte. Nun sitzen wir in den tropischsten Tropen die man sich denken kann (35 Grad, Luftfeuchte ueber 80 Prozent) und moechten uns nicht vorstellen, wie es sein wird, wieder in unsere schweissnasse Motorradkleidung zu steigen.

Nachdem wir Hans (auf seinem Fahrrad, von Hamburg) wieder getroffen haben - er ist bereits eine Woche vor uns angekommen (gratulation!) - verlassen wir die Stadt gleich wieder. Es ist suendhaft teuer hier oben. Rene faengt sich einen Magen-Darm-Virus ein, was dazu fuehrt, dass wir einen ganzen Tag in den klimatisierten Raeumen eine Besucherzentrums auf Besserrung warten. Ein Highwayparkplatz wird unser Zuhause - auch wenn in der Hitze und bei den vielen Muecken nur schwer an Gesundwerden zu denken ist. Am naechsten Tag ist die Batterie der Honda kaputt. So geht es zurueck nach Darwin. Eine passende Batterie gibt es in ganz Darwin. Wir haben Glueck.

Ein deutsches Paerchen hat uns ihre Eintrittskarten in den Kakadu NP geschenkt. So kommt es, dass wir nach viel schweisstreibender Fahrerei an den Felmalereien von Ubirr stehen. Unglaublich! Wie gut diese, bis 2000 Jahre alten Darstellungen vom Leben der Aboriginies erhalten sind! Sie erzaehlen Geschichten von Jagd, Alltag und ihrer Version der Erdentstehung. Alle sind in verschiedenem Ocker gemalt, welcher mit Tierblut oder -fett zu Farbe vermischt wird.

Nach nur zwei Tagen in einem der beruehmtesten Nationalparks der Welt (viele Strassen sind noch geflutet nach der Regenzeit) fahren wir wieder in Richtung Sueden. Das Nomadenleben geht weiter. Unterwegs sehen wir viele Feuchtgebiete - bedeckt mit weissen und gelben Seerosen und ein Paradies fuer Wasservoegel und Krokodile. Das Fahren ist anstrengend in der feuchten Hitze und so steht uns der Sinn mehr nach Flucht als nach zu langem Zeitvertreib. In Katherine muessen wir eine neue Kette und Ritzel fuer die Honda bestellen, da das Risiko zu hoch ist, dass die alte Kette reisst wegen Abnutzung.

Folglich sitzen wir drei Tage auf einer Highway Raststaette fest, da wir auf die Ersatzteile warten muessen. Doch wir haben viel Glueck - es ist wie bei Oma und Opa zu hause. Grey Nomads (graue Nomaden) sind unsere Nachbarn. Sie fahren schon seit geraumer Zeit in ihrem Camper um Australien, sind ueber 70 Jahre und helfen uns aus mit Strom, Bier und einer Campingdusche. Besser kanns nicht sein! Sie sind die beste Erfindung Australiens und es dauert nicht lang, bis der ganze Parkplatz vor Grey Nomads wimmelt. Grosse Camper-Anhaenger, Boote auf dem Dach oder auch ein umgebauter Linienbus, der einen Wohnwagen mit kleinem Auto drin zieht sind keine Seltenheit. Meist wird ueber Jahre kreuz und quer durch Australien gefahren und sie sind immer wieder die stille Hoffnung von bikepackern auf ein Bier oder Schutz vor Regen...

Wir werden uns nun auf den Weg zur Westkueste machen - die mal wieder 2000km entfernt von uns liegt. Kununurra und Broome sind die naechsten Destinationen - dazwischen Abstecher in die Kimberley und Bungle-Bungles, soweit der Regen der letzten Tage die Strassen nicht unpassierbar gemacht hat.

Wusstet ihr eigentlich schon, dass Darwin die am meisten von Blitzen getroffene Stadt der Welt ist und Australier im Northern Territory Entfernung in Six-Packs-Bier rechnen?

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