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Markenschwund

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Vielleicht erinnern Sie sich noch an diesen Werbespot: Völlig aufgelöst reißt da eine besorgte Mutter ihren Ehemann aus dem Schlaf. Sie: "Walter, wach auf, Dein Sohn hat Damenbesuch!!!" Er schaut ungläubig und schleicht mit seiner Gutsten zum Zimmer des Sohnemanns. Die Tür geht auf - und am Rechner sitzt ein Jüngling, hinter ihm eine blonde, grenzdebil lächelnde Schönheit, die ihm beim Surfen hilft. Die Gesichtszüge des Vaters entspannen sich. Er: "Achso, Alice! Mit der machen wir´s auch dauernd." Sie: "Waaaaas?!?!" Daraufhin er, mit einem Hauch des Bedauerns in der Stimme: "Surfen und Telefonieren!"
 
Was immer der Vater aus dem Spot sich noch so erträumt hat - es wird nichts daraus. Denn Alice geht. In zwei Jahren wird die Hansenet GmbH, die dank Alice zum viertgrößten Telekommunikationsunternehmen in Deutschland aufgestiegen ist, ihre Marke vom Markt und damit etwa 2,3 Millionen DSL-Nutzern die Frau nehmen - in schweren Fällen die einzige, die ihnen noch geblieben ist. Dabei kam alles so leicht daher, als das italienische Model Vanessa Hessler vor sechs Jahren erstmals in die Rolle einer makellosen, langhaarigen, langbeinigen und von seidenem Stoff umschmeichelten Schönheit schlüpfte, die mit Slogans für sich warb wie "Alice können Sie nicht widerstehen".
 
Das muss offenbar die Drähte zum Glühen gebracht haben - erst jene unterhalb des Hosenbundes der männlichen Kundschaft und dann jene der Hansenet-Hotline. Zumal Alice versprach, völlig unkompliziert zu sein, ihren Kunden nicht auf der Tasche zu liegen und die (Vertrags-)Beziehung jederzeit problemlos gelöst werden könne ... Das Geschäft von Alice explodierte - und fast wäre man geneigt, ein ausgewachsenes Erschöpfungssyndrom als Grund für den Rückzug zu vermuten. Wenn da nicht die spanische Telefonica wäre. Der Konzern hat Hansenet 2009 übernommen und will nun seine eigene Marke in den Markt drücken: O2. Sie wissen schon, die mit den Blubberbläschen. Sauerstoff als Verkaufsargument - das verfängt künftig vielleicht auch bei Frauen, die nicht ständig an die tolle Alice erinnert werden wollen, die sich vor Jahren einst wenig subtil wie folgt anpries: "Ich bin rasant, Sie wissen schon, was ich meine. Mit Geschwindigkeiten von bis zu 3000 Kilobit pro Sekunde, optional auch bis 5000, bringe ich Sie auf Touren und turboschnell durchs Internet. Oh ja, wir werden zusammen viel Spaß haben." Nun, der Spaß ist bald vorbei und die Marke vielleicht schnell vergessen. Dann bleibt womöglich nicht mehr als die Liedzeile eines Smokie-Remixes von 1995: "Alice! Who the f... is Alice?"

Von Ronny Strobel

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