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Antidepressivum
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Es gibt Menschen, die sind ein Quell der guten Laune. Sie lächeln einen unentwegt an, sind von ausgesuchter Höflichkeit und bewahren selbst dann Haltung, wenn sich das Gesicht ihres Gegenübers zur Faust ballt. Das ist gewöhnlich der Moment, in dem man sich fragt, was all die gute Laune wohl auslöst. Hat da jemand zu viele Prozac-Pillen geschluckt oder drei Kilogramm Johanniskraut geraucht?
Tja, möglicherweise trägt er auch nur intelligente Kleidung. Forscher aus Kanada und Großbritannien haben es sich zur Aufgabe gemacht, Textilien zu entwickeln, die die Stimmung ihres Trägers erkennen und bei Bedarf aufhellen. Und das geht womöglich bald wortwörtlich in die Hose. Denn wenn da einer behauptet, jemand habe keinen
Popo in derselben, dann ist das nicht ganz falsch. Der Grund ist, dass in der Hose in erster Linie ein Haufen Drähte und Sensoren miteinander verwoben sind. Sie sind nötig, um Körpertemperatur, Herzfrequenz, Schweißbildung und Atmung zu überwachen.
Laut einem Bericht der Zeitschrift "Technology Review" werden die Daten an das Smartphone des jeweils intelligent Bekleideten übertragen und von dort aus an eine Datenbank, die den jeweiligen Gemütszustand ermittelt. Ist der Gute-Laune-Pegel wieder mal ganz unten, dann sendet die Datenbank Musik, Fotos, Videos und anderes Material zurück, das geeignet ist, den Träger der Kleidung aus seinem depressiven Loch herauszuholen. Möglich wird das, weil in so einer intelligenten Hose oder auch Jacke nicht bloß Sensoren, sondern auch Lautsprecher und kleine LED-Bildschirme verarbeitet sind, über die die digitalen Stimmungsaufheller ausgegeben werden. Die Forscher halten das für ein wirksames Mittel zur Bekämpfung von Einsamkeit, denn mit der Kleidung sei es möglich, die Erinnerung an eine Person zu wecken, die gerade nicht bei einem sein kann.
Für Soldaten im Auslandseinsatz wäre das eine phänomenale Sache ? weil die ja schon von Berufs wegen oft einen auf dicke Hose machen müssen. Bereits beim kleinsten depressiven Anflug würden Fotos, Videos und Briefe von der Liebsten zuhause über den Tarnanzug ausgegeben. Etwas Musik über die integrierten Lautsprecher könnte die Stimmung zusätzlich heben ? zum Beispiel Bryan Ferrys Coverversion von "I´m in the mood for love". Es dürfte jedenfalls nicht verwundern, wenn der Erfolg sogleich bemerkbar würde - und zwar am Textil über den Testikeln, der Beule unterm Hosenbund. Das Wort Kleiderständer erhielte dann eine ganz neue Bedeutung.
www.wearableabsence.com
Von Ronny Strobel
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