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Tödliche Musik

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Warnungen vor dem Genuss einer Sache und seinem bisweilen schlimmen Ende kennt man hierzulande allenfalls von Zigarettenverpackungen. Trotzdem muss man neuerdings befürchten, dass sich der behördlich angeordnete Alarmismus auswächst und in nicht allzu ferner Zukunft selbst auf einem durchschnittlichen MP3-Player der zarte Hinweis "Gebrauchen kann tödlich sein" zu lesen ist. Jedenfalls dann, wenn jene Erregungswelle nach Europa schwappt, die sich zuletzt in Australien Bahn brach.
 
Auf dem fünften Kontinent lernt man derzeit ein Phänomen namens "iPod zombie trance" kennen. Es handelt sich um jene lebensmüden Zeitgenossen, die mit Stöpseln im Ohr auf der Straße unterwegs sind und die Musik ihres MP3-Players so laut aufgedreht haben, dass sie dem Verkehr keine Aufmerksamkeit schenken. Folge: Sie werden über den Haufen gefahren.
 
Gruppierungen wie das Pedestrian Council of Australia, eine Art Lobbygruppe der Fußgänger, machen den Gebrauch von MP3-Playern für die wachsende Zahl verletzter und tödlich verunglückter Passanten in ihrem Land verantwortlich - und fordern deshalb spürbare Strafen für alle, die das eigene und das Leben der anderen durch Musikhören in der Öffentlichkeit gefährden. Als Beleg für die aus ihrer Sicht berechtigte Sorge dient der Lobbygruppe das Schicksal einer 46-Jährigen, die Anfang September in Sydney ums Leben kam und mit Stöpseln im Ohr am Unfallort aufgefunden wurde. Offenbar, so vermuteten die Behörden, hatte sie die Sirene eines herannahenden Krankenwagens nicht gehört, der sie schließlich tot fuhr.
 
Aus Angst vor einem weiteren Anstieg der Unfallzahlen hat das Pedestrian Council mittlerweile eine Aufklärungskampagne gestartet. Weil sich viele Fußgänger wie Schafe verhielten und die Straße beträten, sobald ein Leithammel den ersten Schritt getan habe, sollen Plakate und Anzeigen "verhaltensauffällige Passanten" zum Umdenken bewegen. "Schlachtlämmer, wartet aufs Grün" lautet der Werbeslogan sinngemäß.
 
Ob sich der Durchschnitts-Australier von derlei Warnungen beeindrucken lässt, ist ungewiss. Für all jene MP3-Player-Passanten jedenfalls, die stur bleiben, dürfte stattdessen folgender Merksatz gelten: "Wer hören will, muss fühlen" - im Ernstfall die Stoßstange eines Straßenkreuzers, der nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte. Die gute Nachricht daran: Auch im Himmel gibt´s Musik. Die schlechte Nachricht: Man muss Harfe mögen.

Von Ronny Strobel
 
www.walk.com.au/pedestriancouncil/page.asp
 

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