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Wir, die Herkunft und der Presserat

Zur Diskussion um die Herkunftsnennung bei Straftaten

Wann nennt die "Freie Presse" endlich die Herkunft von Straftätern? Lasst euch nicht vom Deutschen Presserat zensieren! Zwei sinngemäße Zitate aus zahlreichen Leserbriefen der letzten Monate. Liebe Leserinnen und Leser, wir lassen uns nicht zensieren. Und der Deutsche Presserat ist auch nicht dazu da, uns zu zensieren. Ganz gleich, was andere behaupten. Die Verantwortung liegt bei uns, den Redakteuren.

Der Presserat ist in erster Linie für die Leser eine Instanz, bei der sie sich über die Presse beschweren können, wenn sie glauben, die werde ihrer Aufgabe nicht gerecht. Es war die Branche selbst, die den Presserat und später als Richtschnur für das Handeln den dazugehörigen Pressekodex geschaffen hat. Damals, in den späten 50ern der alten Bundesrepublik, begegneten Journalisten und Verleger mit diesem Organ der Selbstkontrolle dem Plan der Regierung, die Presse stärker zu reglementieren. Aber weder überwacht der Presserat die Arbeit der Redaktionen noch hat er die Macht, ihnen etwas zu verbieten oder vorzuschreiben. Er wird nur tätig, wenn sich jemand über eine Veröffentlichung beschwert. Und er kann daraufhin der Redaktion einen Hinweis, eine Missbilligung oder eine Rüge aussprechen. Letztere ist seine schärfste Waffe und muss in der Regel von den Zeitungen veröffentlicht werden. Aber auch dieser Zwang entspringt nur einer Selbstverpflichtung.

Am Mittwoch nun hat dieser Presserat darüber beraten, ob er die Richtlinie 12.1 des Pressekodexes verändern sollte, und diese Frage mit Nein beantwortet. Die Richtlinie besagt: "In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte." Kritiker sehen in dieser Richtlinie, die Diskriminierung verhindern soll, eine Bevormundung der Leser und beklagen eine zensierte Berichterstattung.

Die Vorwürfe sind hart und auch nicht einfach vom Tisch zu wischen. Das Problem der Richtlinie ist nicht ihr Ziel, sondern die Interpretation, was ein "begründbarer Sachbezug" ist. Denn bei einer zu engen Auslegung, wie sie der Presserat bislang vertritt, läuft man tatsächlich Gefahr, ein falsches Bild vom Geschehen zu zeichnen. Das kann sich Journalismus aber nicht leisten. Denn Genauigkeit trägt wesentlich zu seiner Glaubwürdigkeit bei - und darauf beruht seine gesamte Existenz.

Die Redaktion der "Freien Presse" hat sich deshalb schon vor vielen Jahren auf einige Grundregeln für ihre Arbeit verständigt. Nie absichtlich einen falschen oder unvollständigen Eindruck des Geschehens zu vermitteln, steht an erster Stelle. Für die Herkunftsnennung bedeutet das, dass uns der Pressekodex zwar als Orientierung gilt, wir den "begründbaren Sachbezug" jedoch weitreichender interpretieren als der Presserat. Das heißt: Wir nennen die Herkunft heute häufiger als noch vor einem Jahr, weil es auch häufiger einen Grund dafür gibt.

Wir treffen die Entscheidung stets im Einzelfall. Als Richtschnur gilt uns ein Fragenkatalog. Er enthält Fragen, die unseren Redakteuren im Alltag helfen sollen, über die Bedeutsamkeit der Herkunft für den konkreten Fall zu entscheiden. Da macht es zum Beispiel einen Unterschied, ob die Tat zu zahlreichen ähnlichen Fällen passt, der Täter zu einer Gruppe zählt, die in der Statistik besonders auffällt, oder etwa die Tat nur deshalb aufgeklärt werden konnte, weil die Polizei auf Daten zurückgreifen konnte, die sie von Einheimischen in der Regel nicht besitzt - Fingerabdrücke zum Beispiel.

Journalisten wählen ihre Nachrichten und deren Inhalt stets nach Bedeutsamkeit aus. Das ist geradezu der Charakter ihrer Arbeit. Und davon lassen wir uns auch in dieser Frage leiten.

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77 Kommentare

Die Diskussion wurde geschlossen.

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    gelöschter Nutzer
    14.03.2016

    Da müssen sich schon die Grenzstädte zu Polen sich mit Stacheldraht und Sondermaßnahmen schützen.
    Und nun noch das.
    Es müste auf jeder Straße ein Polizist sein,anders geht es nicht mehr.
    Wie hat ein EU Hochkommisar gesagt;
    Wir stehen vor der Anarchie.

  • 0
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    MuellerF
    13.03.2016

    Korrektur: in meinem letzten Beitrag muss im ersten Satz natürlich einmal "Straftat" stehen, nicht zweimal "Herkunft"

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    Interessierte
    12.03.2016

    Liebe Leserinnen und Leser, wir lassen uns nicht zensieren.
    ( das finde ich sehr gut ! ;-)

    ( wie viele Beiträge sind denn das nun geworden , sicher sehr , sehr viele ... ;-)))

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    gelöschter Nutzer
    11.03.2016

    Lieber Herr Kleditzsch,

    ich habe mir in meinem Kommentar heute Nachmittag viel Mühe gegeben, objektiv zu bleiben.
    Schade, dass meine Meinung bisher nicht freigeschalten wurde.
    Ich denke nicht, dass Sie Kommentare, die Ihre Publikation als solche betreffen (Auflage, Lesermeinungen) generell
    kommentarlos unter den Tisch fallen lassen - war wohl eher dem hier geschuldet: "freitags ab eins macht jeder seins..." ;-)

    Falls mein Kommentar aus redaktionellen Gründen verschütt gegangen ist: voilà - hier ist er nochmal:


    Respekt für diesen Kommentar zum Thema bzw. dafür, daß zu dieser Veranstaltung des Presserats überhaupt Stellung genommen wurde.
    Die FP versucht zumindest, bei entsprechenden Meldungen den Leser nicht vollkommen zu veralbern.
    Indes: sie versteckt sich nahezu immer hinter der Fahnungsmeldung der Polizei: "die Polizei bittet ....der Angreifer war dunkelhäutig, ...." -
    im eigenen Text werden Details weggelassen. Das ist unehrlich und feige.

    Und mal ehrlich: meint FP nicht auch, dass die Leser Meldungen, in denen "Messer", "Jugendliche", "Kind überfallen" vorkommen, richtig einordnen können?
    Im Zweifelsfall unter "das gabs früher nicht"?
    Da kann man auch ehrlich sein...

    In Summe behält FP immer noch einige Meilen Abstand von parteiischen und damit bereits auf den ersten Blick unglaubwürdigen Publikationen wie
    der Sächsischen Zeitung, DNN oder LVZ. Allerdings ist es meine Vermutung, dass das nicht der Überzeugung der Redakteure,
    sondern den erschreckten Blicken auf die Zahlen der IVW (misst die Auflagen von Publikationen) geschuldet ist.
    Letztgenanntes Problem der Auflage ist aus meiner Sicht übrigens nicht nur ein Problem der Art der Berichterstattung:
    die Zeit der Tageszeitung ist vorbei. Sie erscheint und ist durch aktuellere Medien bereits zu diesem Zeitpunkt Papier von gestern.
    Das ist der Lauf der Dinge und einfach nur dem Medium geschuldet. Egal was drin steht (oder nicht :-) )
    Die Zukunft der Zeitung ist die Wochenzeitung. Zumindest für einige Jahre.

  • 0
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    MuellerF
    11.03.2016

    Was die Kritiker des Pressekodex nicht einsehen wollen, ist, dass die Herkunft eines Straftäters nur sehr selten etwas mit seiner Herkunft zu tun hat- DAS ist der zentrale Punkt. Es werden ja auch keine anderen Angaben veröffentlicht, die NICHTS mit der jeweiligen Tat zu tun haben, zB der Familienstand des Täters, seine Vereinszugehörigkeit, seine Schuhgröße etc.pp.- eben damit keine Zusammenhänge KONSTRUIERT werden, wo keine sind.
    Das ist keine Zensur, sondern Sachlichkeit-Propagandisten haben damit natürlich ein Problem...!

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    gelöschter Nutzer
    11.03.2016

    Zitat: "Nie absichtlich einen falschen oder unvollständigen Eindruck des Geschehens zu vermitteln, steht an erster Stelle"

    Mit der häufigeren Nennung ("als noch vor einem Jahr") von Herkunft in Verbindung mit Straftaten ist freilich der falsche, unvollständige Eindruck vorprogrammiert.

    Zitat taz: "Als ob es in D ohne Einwanderer keine Diebstähle, keine Vergewaltigungen und keine Morde gäbe" Zitat Ende
    Wo sowieso schon ein besonderes Augenmerk auf Flüchtlinge besteht und dieses Thema über Wochen in den Schlagzeilen ist, da sollte die FP besser ein vernünftiges Augenmaß an die erste Stelle setzen.

    Denn: Wer mit dem "deutschen" Finger auf "die" Migranten zeigt, auf den weisen drei eigene Finger zurück.

    In D geschehen, wie von der taz richtig benannt, auch Straftaten von Einheimischen.
    Bei aller Fokussierung auf "die" straffälligen Migranten bitte auch daran denken: Deutsche sind anderswo immer auch Ausländer und werden straffällig.
    Dem Ansinnen, Straftaten mit der Herkunft zu verknüpfen, fehlt der ausgewogene Blick auf die Übergriffe von besoffenen Deutschen auf dem Ballermann, im Karneval, auf Volks- und sonstigen Festen ....
    Aber es geht noch weiter: deutsche Sextouristen in Thailand und anderswo, diebische, deutsche Hotelgäste, die weder vor Kaffemaschine noch vor Handtüchern Halt machen usw. usf.
    Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen:
    Der "Zeigefinger" auf "die" Migranten kann die Schande des Jahrzehnte andauernden Missbrauchs von Kindern durch zölibat-unterworfene Würdenträger wohl kaum als typische Schandtat von Migranten interpretieren.

    Verfehlungen, Straftaten und dergleichen haben grundsätzlich überhaupt NICHTS mit der Herkunft, dafür um so mehr mit Rechtsbrüchen, Überschreiten von Grenzen, Missachten von Regeln etc. zu tun.
    Das Verknüpfen von Schandtat mit "denen" geht auch andersherum. Aber das verbitten "wir" Deutsche uns, dass "wir" 1:1 mit "denen", die ein schlechtes deutsches Beispiel abgeben in einen Topf geworfen werden, oder?

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    gelöschter Nutzer
    11.03.2016

    Bei ausländischen Straftätern gibt es immer einen Sachbezug zur Herkunft - und zwar aus einem ganz einfachen Grund:
    Wäre der jeweilige Täter nicht hier eingereist, hätte die Straftat nicht stattgefunden.

    In normalen Zeiten ist das kein Problem.
    Aber in Zeiten von völlig unkontrollierter, unregulierter und millionenfacher Einwanderung aus einem unserem so fremden Kulturkreis wie dem islamischen mit seinem seltsamen Ehrbegriff, seinem weltfremden Frauenbild usw., ist dieser Sachbezug sehr wohl gegeben.
    Weil er nämlich nochmals die Ohnmacht des deutschen Staates unterstreicht, der nicht mehr in der Lage oder nicht mehr willens ist, seine hoheitlichen Rechte vollumfänglich auszuüben, seine Bürger zu schützen und an den Grenzen festzustellen, wer wann mit welchem Ziel einreist.

    Und weil das so ist, gibt es derzeit zwischen jeder Straftat, die durch Ausländer bei uns begangen wird, einen Sachbezug zu deren Herkunft. Oder aber einen Sachbezug zwischen Herkunft und Straftat - ganz wie man will.

    Egal wie man es dreht und wendet:
    Der Presserat-Kodex dient vor allem dazu, Dinge zu verschweigen und damit sie zu beschönigen. Man will aus politischen Gründen nicht sagen bzw. für den Normalbürger nicht nachvollziehbar machen, welche und wieviele Straftaten von Leuten begangen werden, die offiziell als Flüchtlinge dargestellt werden, in Wahrheit aber Einwanderer sind.
    Und das wissen die Leute, die Leser, und darauf reagieren sie in der Mehrheit sehr empfindlich - gerade hier im Osten, wo alle, die mindestens ca. 40 Jahre alt und in der DDR geboren sind, noch ein sehr feines Gespür für gesteuerte Medien haben, die ihnen nicht die Wahrheit oder zumindest nicht die komplette Wahrheit sagen.
    Man muß nicht lügen, man kann auch einfach nur weglassen. Und das merkt der Leser...