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Sarah will nach oben

Sie ist 21 Jahre jung und mehr als andere Menschen auf Gesellschaft und Nähe angewiesen. Was fehlt, ist ein Aufzug, der sie dorthin bringt, wo sich das Leben ihrer Familie zum großen Teil abspielt.

Die Suche nach einer neuen Wohnung ist in Chemnitz in vielen Fällen kein Problem. Etwas Passendes für eine fünfköpfige Familie zu finden, und dann noch rollstuhlgerecht, das allerdings scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. So jedenfalls die Erfahrung von Katrin und Detlev Beck. Ihre älteste Tochter Sarah ist 21, lebt seit frühester Kindheit mit dem sogenannten Rett-Syndrom. Sie ist schwerst mehrfach behindert, kann nicht sprechen, kommuniziert mit Eltern und den beiden jüngeren Schwestern vor allem über Mimik, Blickkontakt und Bildkarten, die "Ja", "Nein" oder "Ich weiß nicht" bedeuten.

Als die frühere Wohnung der Familie in Schloßchemnitz zu klein wurde und diese mit Sarah im Rollstuhl wegen der örtlichen Gegebenheiten nur noch mit Mühe zu erreichen war, begann eine monatelange Suche nach einem neuen Zuhause. Sie endete im Sommer vergangenen Jahres mit dem Kauf eines Einfamilienhauses in Ebersdorf. Notgedrungen, wie Katrin Beck erläutert. Denn trotz Hilfe von Freunden und Behörden hatte sich in Chemnitz keine passende Wohnung finden lassen.

Doch auch das Haus musste erst fit gemacht werden für die besonderen Bedürfnisse der Familie. Zusätzlich zum Kaufpreis haben die Becks in den zurückliegenden Monaten mehrere Zehntausend Euro investiert. Etwa um die Zimmertüren so zu verbreitern, dass Sarahs Rollstuhl durchpasst, um eine Rampe zur Eingangstür zu bauen, um Dusche, Toilette und Waschtisch anzupassen.

Was jetzt noch fehlt, ist ein Lift, der Sarah sicher ins Obergeschoss bringen kann. Dorthin, wo sich ihre Schwestern aufhalten, da im Erdgeschoss wegen der Umbauten der Platz für die Geschwisterzimmer fehlt. "Sarah ist am liebsten in Gesellschaft anderer Menschen, da sie sich wegen ihrer fehlenden Motoriksteuerung nicht allein beschäftigen kann", erläutert Torsten Rölig, ein naher Verwandter von Sarah, die Situation. Da die Eltern am Nachmittag meist noch unterwegs sind, weint sie dann oft, weil sie allein unten bleiben muss, während oben die Schwestern Schularbeiten machen.

Das Problem: Ein einfacher Treppenlift kommt wegen der beengten Platzverhältnisse im Treppenhaus nicht in Betracht. Mehrere Fachleute haben dies geprüft. Einzige Alternative wäre ein Aufzug, der durch die Decke ins Obergeschoss führt, ähnlich einem Fahrstuhl. Doch selbst in der günstigsten Variante wären dafür etwa 30.000 Euro erforderlich, zuzüglich der Ein- und Umbaukosten am Haus, die auf weitere rund 11.200 Euro geschätzt werden.

Summen, die die Familie aus eigener Kraft nicht mehr aufbringen kann, gleichwohl Katrin und Detlev Beck berufstätig sind. "Durch die Aufnahme eines großes Darlehens für den Hauskauf sind die Eltern am Kreditlimit angekommen, Ausgaben für den Umbau des Erdgeschosses müssen bereits zurückgezahlt werden", verdeutlich Torsten Rölig, der sich selbst ebenfalls an den Kosten des Hausumbaus beteiligt hat.

Seine unterstützende Suche nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten fiel ernüchternd aus, schildert er. Immerhin, die Pflegekasse gewährte 4000 Euro. Von der Rentenversicherung oder dem Sozialamt erhält Sarah keinerlei Zuschüsse. Wohltätige Stiftungen konzentrierten sich zumeist auf die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen; für diese Zielgruppe sei Sarah aber mittlerweile zu alt.

Nun hoffen die Becks und Torsten Rölig, mithilfe der Leser der "Freien Presse" einer Lösung ein Stück näher zu kommen. Eine vom Verein "Leser helfen" initiierte Spendenaktion hat es sich zum Ziel gesetzt, den Plattformlift und einen Teil der Kosten der erforderlichen Umbauarbeiten am Haus zu finanzieren. Ein Vorhaben, von dem perspektivisch nicht nur Sarah Beck profitieren würde. Wenn ihre Schwestern älter sind und eines Tages ausziehen werden, so plant die Familie, soll das Erdgeschoss in eine betreute Wohngemeinschaft umfunktioniert werden. Und die Becks werden eine weitere Person mit ähnlicher Erkrankung in ihr Haus aufnehmen.

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