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Brand in Litvinov: Erzgebirger klagen über beißenden Gestank

Bei Einwohnern nahe der tschechischen Grenze hat große Verunsicherung geherrscht. Bürgermeister und Feuerwehren gaben Warnungen heraus. Schlimme Erinnerungen wurden wach.

Deutschneudorf/Litvinov. Dienstag, 10 Uhr in Deutschneudorf. Andreas Lahl sitzt in seiner heimischen Werkstatt. Der Holzkünstler fertigt neue Figuren. Kurze Pause an der Luft im Garten. Zum Durchatmen kommt Lahl aber nicht. Ein beißender Geruch fährt ihm in die Nase: "Mensch, es muss doch irgendwo gebrannt haben. Es hat gestunken nach Lack, dann nach Plastik." Minuten später bestätigt sich seine Vermutung.

Die freiwillige Feuerwehr fährt durch Deutschneudorf, verkündet über Lautsprecher: Die Mülldeponie im tschechischen Litvinov brennt. Die Einwohner werden gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten, einen Aufenthalt im Freien soweit möglich zu vermeiden.

Andreas Lahl spricht von weißen Schwaden, die durch das Tal ziehen. Dabei habe er noch verhältnismäßig wenig Gestank zu ertragen. Bei einem Bekannten in der Nähe am Kamm sei es besonders schlimm. Auch in Seiffen und Olbernhau berichten Bewohner von üblen Gerüchen. Die Beschreibungen reichen von verbranntem Plastik bis zu brennenden Reifen. Trotzdem bummeln Touristen durch das Spielzeugdorf.

In Olbernhau hingegen gibt Bürgermeister Heinz-Peter Haustein ebenfalls Warnungen heraus. Er informiert Kindergärten, Bildungseinrichtungen und Pflegeheime, zur Vorsorge Fenster und Türen geschlossen zu halten und im Gebäude zu bleiben. In der Oberschule werden die Schüler von den Lehrern gebeten, ihre Eltern zu kontaktieren, die Kinder nach Schulschluss nicht lange warten zu lassen.

"Es hat 7.30 Uhr angefangen. Ich habe zu meiner Sekretärin gesagt, dass es komisch riecht", sagt Stadtchef Haustein. Minuten später ereilen ihn etliche Anrufe von Bürgern: "Man macht sich ja Gedanken. Schließlich ist es fast exakt zwei Jahre her, dass es in der tschechischen Chemiefabrik eine Explosion gab." Haustein ruft beim Umweltbüro in Most an, informiert sich und macht sich anschließend in Litvinov selbst ein Bild von der Lage.

Gegen Mittag haben die Feuerwehren das Feuer auf der Mülldeponie des tschechischen Abfallunternehmens Celio etwa zwei Kilometer südwestlich vom Unipetrol-Chemiewerk unter Kontrolle. Trotzdem steht die Rauchsäule noch Hunderte Meter hoch. Polizisten sperren die Zufahrt zu dem Gelände ab. Zwei Beamte halten in Plastik eingepackte Atemschutzmasken bereit. Löschfahrzeuge fahren ein und aus.

Nach dem Mittag dreht der Wind Richtung Mittelsachsen. Auch in der Jugendherberge in Sayda werden Vorsichtsmaßnahmen getroffen. Eigentlich haben die Sechstklässler des Annaberger Landkreisgymnasiums einen Ausflug ins Schwimmbad geplant. Doch sie dürfen die Herberge den gesamten Tag nicht verlassen.

Die Luftgütemessstationen auf dem Schwartenberg und in Zinnwald zeigen zwar erhöhte Werte. Aber Karin Bernhardt, Pressesprecherin des sächsischen Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, gibt Entwarnung. Denn Grenzwerte werden nicht überschritten: "Von einer Gefährdung der Bevölkerung wird aufgrund der vorliegenden Messwerte nicht ausgegangen."

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