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Oelsnitzer Händler funken S.O.S
Bis Montag bleiben die Schaufenster der Ladenlokale verhängt. Was versprechen sich die Geschäftstreibenden davon?
Von Björn Josten
erschienen am 14.04.2018
Oelsnitz.
Wer dieser Tage über die Bahnhofstraße in Oelsnitz fährt oder durch die Kammerrat-Beck-Straße schlendert, der könnte den Eindruck bekommen, dass ein flächendeckender Räumungsverkauf stattfindet. Die Schaufenster nahezu aller Einzelhändler und Dienstleister sind verhängt und mit neonfarbenden Plakaten versehen. "Ohne uns würde etwas f hlen!", steht auf denen geschrieben. Das "e" von fehlen ist ausgespart, um eben das Fehlen zu unterstreichen. Die Plakate transportieren eine zweite Botschaft: "Nutzt den Service vor Ort!".
Die gemeinsame Aktion haben sich die Händler ausgedacht. Die Anmutung eines flächendeckenden Räumungsverkaufs ist dabei durchaus gewollt. "Es geht darum, die Leute wachzurütteln, wie es in der Stadt aussähe, wenn es uns Händler nicht mehr gäbe", erklärt Ivett Hofmann von Sport Wolf. Die Resonanz der Kunden sei positiv, beteuert Bernd Fasel vom Modehaus Jakubeit. Die Händler wollen die Kunden zum Nachdenken anregen und letztlich zu einem Umdenken bewegen. "Wir möchten dahin kommen, dass die Leute zuerst bei uns schauen, ehe sie in andere Städte fahren oder sich ins Internet klicken", sagt Fasel.
Speziell das Internet macht den stationären Händlern zu schaffen. Das ist auch ein Ausgangspunkt der aktuellen Kampagne. In Händlerkreisen gab es ein Umfrage zum Onlinehandel. Zudem hat jeder so seine Erfahrungen gemacht. "Für die Beratung sind wir oftmals gut genug, gekauft wird dann aber doch im Internet", beklagt Vicky Richter aus der Buchhandlung Wortschatz. Sie selbst hat bereits reagiert und selbst einen Online-Shop eingerichtet. Einen Schritt den der Sportwarenhändler schräg gegenüber bisher bewusst vermieden hat. "Bei uns geht es neben der Beratung doch auch ums Anfassen und Anprobieren", sagt Ivett Hofmann. Das Geschäft sei dabei auch ein sozialer Ort. "Die Leute erzählen oft eine Geschichte, warum sie ein spezielles Produkt kaufen können und wir können dann umso besser beraten", sagt sie und beklagt den Zeitgeist: "Es gibt leider immer mehr Menschen, die nur noch zuhause rumhängen."
Bis Montag noch werden die Schaufenster der Ladenlokale verhängt bleiben. Bis dahin hoffen die Händler auf viele Gespräche mit Kunden und solchen, die es womöglich werden. Einen Erfolg feiert die Aktion allerdings schon jetzt. "Es ist ein gutes Zeichen, dass die Händler in der ganzen Stadt etwas gemeinsam machen", findet Vicky Richter.