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Mal pünktlich, mal verspätet, mal gar nicht

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Das Fahren mit der Bahn ist zurzeit alles andere als ein Vergnügen und mit vielen Einschränkungen verbunden; Züge haben Verspätung oder fallen ganz aus (mit und ohne Ankündigung), Anschlüsse bei längeren Fahrten sind zur reinen Glückssache geworden. Das geht eigentlich seit Wochen so, die Kritik daran reißt nicht ab, auch "Freie Presse" hat mehrfach darüber berichtet, eine Verbesserung der Situation scheint nicht in Sicht zu sein. Heute hat dieses Thema mich eingeholt - bei der Fahrt zur Arbeit mit der Bahn.

"Sie sind doch der Leser-Obmann der Freien Presse, nicht wahr?" sagte die Frau (geschätzte Ende dreißig) und fügte hinzu, bevor ich antworten konnte: "Ich habe Sie an der Frisur erkannt." Weil ich schon, zum Ausstieg bereit, meine Mütze wieder aufgesetzt hatte, nahm ich sie wieder vom Kopf, strich mit der Hand über meine "Haare" und sagte: "Sie haben Recht, gerade frisch geföhnt." Zuerst schaute sie etwas irritiert, dann lachte sie einige Sekunden, holte tief Luft und fragte mich: "Darf ich Ihnen mal kurz etwas erzählen?" Ich schaute aus dem Fenster, sah bei der Einfahrt nach Chemnitz die Sachsen-Allee vorbeiziehen und antwortete: "Zwei Minuten haben Sie dafür Zeit, reicht das?" Die Frau brauchte nicht einmal eine:

"Zwei Wochen lang hat die Bahn auf dieser Strecke von Elsterwerda nach Chemnitz jeden zweiten Zug gestrichen. Das hat sie vorher nicht angekündigt, am Montag mussten wir eine Stunde in der Kälte warten. Gestern ist dann der planmäßige Zug auch noch ausgefallen, als Ersatz hat man uns einen Bus angeboten mit einer geschätzten Innentemperatur nahe dem Gefrierpunkt. Vorhin habe ich das Gespräch eines älteren Ehepaars mitbekommen, als der Zug einfuhr. Die Frau sagt zu ihrem Mann: Gott sei Dank, heute müssen wir nicht warten, da können wir uns wirklich freuen. Und jetzt frage ich Sie: In was für einer Welt leben wir eigentlich, wenn wir uns so schnell daran gewöhnen, dass die Bahn hier meiner Meinung nach auf ganzer Linie versagt hat und wir uns dann freuen, wenn mal tatsächlich ein Zug pünktlich ist?"

Ich musste gar nicht danach fragen, die Frau hat mir gesagt, wo sie arbeitet, und mir angeboten: "Wenn einer ihrer Kollegen mal einen Augenzeugenbericht von einem Opfer der Zustände bei der Bahn braucht, kann er mich gerne anrufen." Das Geschäft kannte ich, also sagte ich: "Das werde ich ausrichten." Bevor hier der Verdacht aufkommt: Ich habe sie nicht nach ihrer Telefonnummer gefragt. Aber falls es jemand von mir wissen will: Natürlich weiß ich, wo der Laden ist.

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