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Frau A. (obwohl sie vermutlich nichts dagegen hätte, wenn ich ihren Namen ausschreiben würde) wohnt in einer Kleinstadt im Erzgebirge, ruft mich gelegentlich an, um mit mir über die unterschiedlichsten Themen (mehr Kultur und Gesellschaft, weniger Politik und Sport) zu sprechen, und hat auch immer mal einen Ratschlag für mich: "Weil ihre Arbeit doch manchmal ganz schön anstrengend ist", fügt sie dann hinzu. Ehrlich gesagt: Ich freue mich wirklich über diese Plaudereien, ich kann Frau A. gut leiden. Bei unserem jüngsten Gespräch aber war es anders:

"Ich bin sauer, Sie haben mich furchtbar enttäuscht, ich weiß nicht, ob ich jemals wieder bei Ihnen anrufen werde." Diese Eröffnung hat mich getroffen, ich war sekundenlang konsterniert, ich war sprachlos. Das hat Frau A. sogar noch ausgenutzt und nachgelegt: "Gerade von Ihnen hätte ich das nicht gedacht." Da erwachte plötzlich in mir ein anderes Gefühl, und bevor ich so etwas wie Ärger angesichts dieses Vorwurfes empfinden wollte, ging ich in die Offensive: "Also dann: Was habe ich getan, das Sie so verletzt hat? Raus damit."

Frau A. zögerte einen Moment, dann sprach sie: "Bei der Aufzählung Ihrer guten Vorsätze für das neue Jahr in der Kolumne haben Sie geschrieben, dass Sie den Lesern bei den Gesprächen am Telefon häufig den Vorschlag machen, Sie doch mal in der Redaktion zu besuchen, um sich persönlich kennen lernen zu können." Frau A. machte eine Pause; ich schwieg, die Dramatik des Augenblicks schien in der Leitung ein Knistern zu erzeugen. Dann war es raus: "Mir haben Sie diesen Vorschlag noch nie gemacht."

In Gedanken war ich sofort damit beschäftigt, mir eine rechtfertigende Entschuldigung zurecht zu legen, vielleicht auf die weite Entfernung zwischen Chemnitz und nahe der Grenze zu Tschechien hinzuweisen, als Frau A. diese Pause erneut nutzte und mir den Rest gab: "Glauben Sie nur nicht, dass eine Frau mit 83 Jahren nicht auch noch empfindlich ist, wenn es um Männer, ihre Anerkennung und kleine Schmeicheleien geht." Und wieder sagte ich zuerst nichts, dann hörte ich ein Geräusch, das wie der Versuch klang, ein Glucksen zu unterdrücken, und mir war klar: "Frau A., sie versuchen doch wohl nicht gerade, mit mir zu flirten und eine Verabredung zu erreichen?" Das war das Stichwort, das Glucksen wurde zu einem Prusten, Frau A. konnte sich nicht mehr halten vor Lachen. Und dann gab ich ihr den Rest: "Backen Sie auch Kuchen, lieber Kekse, Tee oder Kaffee?"

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