Blog "Leser-Obmann": Nun auch noch diese Seite

Die Kritik und die Hinweise der Leser zu Artikeln in der "Freien Presse" haben sich bei meinen Gesprächen am Telefon in den vergangenen Monaten auf alle Seiten der Zeitung bezogen. Zu dieser vermeintlichen Feststellung, die zu treffen allein schon eine Auswertung der Leserbriefe und meiner Einträge hier im Blog eine Berechtigung geben würde, ist zu sagen - sie ist leider falsch. Es gibt eine Seite, die hat bei mir noch gar keine Rolle gespielt; bis heute. Also: Welche könnte das sein? Fünf Versuche, die Frage zu beantworten, sind erlaubt. Los geht's:

Am Montag die Seite "Kind & Kegel"? Von wegen, über nichts lässt sich kontroverser diskutieren als beispielsweise über Erziehungsmethoden oder Fragen der kindlichen Ernährung; vor allem mit einem Leser-Obmann, der von beidem so viel versteht wie ...

Am Samstag die Seite "Auto & Verkehr"? Leider auch falsch, denn eine einzige technische Ungenauigkeit bei der Beschreibung eines neuen Modells, und schon rufen Leser bei mir an und sagen: Das kann aber so nicht stimmen.

Am Samstag die Seite "Reise & Erholung"? Die erst recht nicht, denn das Urlaubsziel kann noch so weit entfernt am entlegensten Winkel der Erde liegen, es hat auf jeden Fall schon Leser gegeben, die auch dort waren und mich angerufen haben: Das mit der Wegbeschreibung dort, das haut aber nicht so ganz hin. Das Restaurant, das soll gut sein? Ich will Ihnen mal was sagen ...

Die tägliche Seite "Fernsehen & Radio"? Auch weit gefehlt, denn vermutlich kaum eine andere Seite wird so genau auf die Richtigkeit der Angaben gelesen, wie diese; und wehe da ist der Vorname eine Schauspielerin nicht ganz korrekt.

Die Seite "Geschichte" in der Wochenendbeilage am Freitag? Wer das glaubt, hat die Zahl der Hobby-Historiker unter den Lesern der "Freien Presse" gewaltig unterschätzt. Denn die Schilderungen der Ereignisse beispielsweise im 14. Jahrhundert können noch so sehr ins Detail gehen, sollte sich ein Fehler bei einer Jahreszahl, bei einem Adelstitel oder bei einem Verwandtschaftsgrad unter den Königen einschleichen, gibt es immer einen Leser, dem das auffällt; und der mich anruft.

Spannender will ich es jetzt nicht machen, deshalb die Auflösung, wer hätte damit gerechnet: Es ist die Seite "Blick nach Böhmen". Bis heute war sie nicht ein einziges Mal ein Thema am Telefon, und dann das: Innerhalb von fünf Minuten haben sich zwei Anruferinnen zu dieser Seite geäußert. Die eine Leserin meinte: "Wen interessiert schon, was in  Tschechien passiert, schreiben Sie doch lieber mehr über das Geschehen in Franken." Sie wohnt in Zwickau. Die andere Leserin machte einen Vorschlag: "Was halten Sie davon, wenn Sie diese wunderbare Seite, auf die ich mich immer besonders freue und von der ich mir viele Artikel ausschneide und abhefte, noch bereichern, in dem Sie kleine Lektionen zum Erlernen der tschechischen Sprache abdrucken?" Sie wohnt in Annaberg-Buchholz.

Mit beiden Anruferinnen habe ich mich gut unterhalten, ihre Hinweise gebe ich (wie immer) gerne an die Chefredaktion weiter. Dies ist die Stelle, an der ich gerne schreiben würde: Kein Thema ist mir fremd, ich rede über alles mit den Lesern der "Freien Presse", und was ich nicht weiß, kriege ich schnell heraus. Wirklich über alles? Der nächste Anrufer heute fragte mich: "Können wir mal über Anne Will von gestern Abend reden?" Manchmal holt mich das Leben ohne Fernsehgerät ein, in diesem Moment habe ich es tatsächlich bedauert; aber nur kurz.

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