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Ein Gespräch geht unter die Haut
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Dies ist eine Warnung, ich meine es ernst: Der folgende Eintrag hat keinerlei Unterhaltungswert; darin steht nichts, über das man lachen kann, und auch für die Kollegen in der Redaktion gibt es keinerlei Hinweise, was man besser machen kann, welche Unzulänglichkeiten man vermeiden sollte, welche Stilmittel auf Kritik gestoßen sind, ob Fehler gemacht wurden. Dieses Gespräch heute mit einer Leserin am Telefon will ich einfach nur loswerden, das muss jetzt sein:
"Ich würde gerne mit Ihnen über einen Artikel reden, der kürzlich in Ihrer Zeitung stand", sagte mir die Anruferin zu Beginn. "Natürlich, kein Problem, sagen Sie mir bitte, um welchen Bericht es geht, dann werden wir sehen, wie ich Ihnen helfen kann", antwortete ich, während ich bewusst und wie immer versuchte, möglichst viel Optimismus in meine Worte zu legen. Wenige Sekunden später habe ich mich dafür geschämt, dass ich wegen der Stimme der Leserin auf ein Anliegen wegen eines Artikels auf der Seite Ratgeber oder im Lokalteil getippt hatte. "Es geht mir um den Bericht 'Bankchef will nicht nochmal verlängern'", teilte mir die Anruferin mit. Schnell hatte ich den Text im Computer gefunden, es war ein "Im Fokus" auf der Seite "Kommentar & Hintergrund". Damit hatte ich nun gar nicht gerechnet.
Aber die Anruferin, die sich, wie ich deutlich hören konnte, große Mühe geben musste, ihre Stimme zu kontrollieren, weil sie mit ihren Gefühlen klar kommen musste, wollte mit mir nicht über ein Thema der Finanzwirtschaft sprechen. "Darin steht, dass Josef Ackermann ein Jahresgehalt von 9,55 Millionen Euro bekommen hat", nannte sie mir schließlich den Grund für ihren Anruf. Bevor ich überhaupt etwas sagen konnte, fügte sie hinzu: "Es geht mir nicht um Neid, wer so viel Verantwortung hat, soll auch viel Geld verdienen. Aber diese Summe ..." Sie konnte nicht weiter reden, ich hörte, wie sie tief Luft holte. Dann hat sie mir erzählt, ehrlich und ausführlich: Seit Jahren sei sie erwerbsunfähig und bekomme eine sehr kleine Rente; ohne ihren Mann würde sie gar nicht über die Runden kommen, und nun ist er sehr krank geworden, sie weiß nicht, wie alles werden soll, das Geld reiche doch jetzt schon kaum fürs Leben. "Und dann habe ich diese Zahl gelesen ...", setzte sie an, mir zu erklären, warum sie mich angerufen hat. Ihre Stimme stockte, einige Sekunden lang hörte ich nichts, bis die Leserin mir sagte: "Ich kann jetzt nicht weitersprechen, ich rufe Sie vielleicht in den nächsten Tagen noch einmal an."
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