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Vielen Dank - aber ich habe fast nichts verstanden

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Die Art und Weise, wie Leser auf Themen, die gerade öffentlich ebenso emotional wie kontrovers diskutiert werden, reagieren und mir ihre Meinung mitteilen, versetzt mich immer wieder in Erstaunen. Bei der Debatte rund um die Frage, wie die Dissertation des Verteidigungsminister zu bewerten ist und welche Rückschlüsse man angesichts des Vorwurfs, Guttenberg habe abgeschrieben, ohne die Quellen zu nennen, ziehen sollte, ist das der Fall. Nämlich: Eine wahre Flut von Leserbriefen hat mich erreicht, und sie scheint auch kein Ende nehmen zu wollen, aber nicht ein einziger Leser hat sich am Telefon mit mir darüber unterhalten (bis heute um 10.33 Uhr). Und ich frage mich: Woran liegt das? Und ich erinnere mich: Bei der der Nierenspende des ehemaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier für seine Frau war das genau umgekehrt gewesen; viele Anrufe, kein einziger Leserbrief. Ich weiß keine Erklärung, wirklich nicht. Hat jemand eine Idee?

Dann kam aber heute doch noch ein Anruf, eine "schon etwas ältere" Leserin hat mir ihre Meinung zu Guttenberg mitgeteilt. Dieses Gespräch war für mich eine Unterhaltung der besonderen Art. Ich will daraus kein Geheimnis machen: Ich habe zwei Drittel von dem, was die wirklich nette Dame mir erzählt hat, nicht verstanden; anfangs habe ich sie mehrmals unterbrochen, weil ich doch gerne genau wissen wollte, warum der Verteidigungsminister ein guter Mensch ist und viel für unsere Soldaten tut, aber nach etwa zwei Minuten habe ich aufgegeben. Ich habe es einfach nicht geschafft. Weil ich dazu stehe, will ich auch den Grund nennen. Dazu habe ich mir im Internet eine kleine Textpassage besorgt. Was die Anruferin mir erzählt hat, klang den Wortlauten zu folge ungefähr so:

Da war doch emol dar Maa, dar en Christbaam kaafn sollt, un offn Hamwaag esu in dr Schenk eigebrochen war. Wie'r nu etliche Schnäps spatr in sen Tran ehem wullt, stacketn senne Kumpane den frisch gekaaften Christbaam vurne nei in Husnbund. Nooch heit drzehlt mr sich, wu aaner im dr Weinachtszeit 's Dorf nunner geschwankt kam, de Arm vur siech har streckend, als wullt'r schwimme, un fir siech hie brabblte: "Vrdanzig noch emol, wie kumm iech de aus dan Wald wiedr raus."

In dieser verdichteten Form, wie sie die Anruferin sprach, war die erzgebirgische Mundart einfach für mich zu unverständlich. Die Leserin hat, als ich sie darauf hinwies, nur gelacht und gesagt: "Das stört mich nicht, da müssen Sie jetzt durch." (natürlich auch mundartlich, aber das habe ich verstanden). Ich will mich nicht verteidigen, denn es stimmt ja: Nach so vielen Jahren in Sachsen könnte das mit dem Erzgebirgisch natürlich schon besser klappen. Aber ich will zu meiner Verteidigung einen kurzen Text aus meiner Heimat anführen, weil er vielleicht etwas vermitteln kann, wie ich mich heute am Telefon gefühlt habe; ich mache es einfach, es reimt sich sogar:

"Tööf, ik will de Ledder hal'n, De achtern Doorweg steiht, Tööf - ik will de Ledder hal'n, De achtern Doorweg steiht, De will ik an't Finster setten, Wat na de Straat rut geit, ja geit, De will ik an't Finster setten, Wat na de Straat rut geit!" (Hannes Wader)

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