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Das Weltall, unendliche Weiten - und ich hab's nicht gelesen

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Diese Frage muss ich jetzt mal loswerden, ich fühle mich in meiner Ehre angegriffen: Wie lange braucht man, um die heutige Ausgabe der "Freien Presse" von der ersten bis zur letzten Seite (insgesamt sind es 34) komplett, also jeden redaktionellen Text durchzulesen? Ich muss gleich hinzufügen, dass ich die Antwort nicht kenne, aber ich habe gerade mal ein paar Kollegen gefragt: Unter drei Stunden hat niemand geschätzt. Und dies ist der Grund für die Frage, gleich zwei Leser haben mich heute darauf hingewiesen:

"Als Leser-Obmann müssen Sie doch wissen, was in ihrer Zeitung steht", sagte der eine Anrufer, während der andere meinte und fragte: "Wenn Sie diesen Artikel gelesen hätten wäre Ihnen der Fehler sicher gleich aufgefallen, warum haben Sie eigentlich nicht gelesen?" Dass ich morgens vor der Arbeit keine (mindestens) drei Stunden lang die Zeitung lesen kann, ist nicht das Argument, das diese Anrufer und viele andere zuvor auch schon nicht hören wollten.

Dann erkläre ich immer: "Ich bin ein Selektivleser, wie vermutlich die meisten Menschen auch; mein Auge erfasst eine Zeitungsseite und wandert (bei mir), wenn mir nicht gerade zuvor ein Foto quasi ins Auge gesprungen ist und ich daran kleben bleibe, von links oben zur Mitte und dann nach rechts unten; und ich lese ganz einfach in erster Linie das, was mich interessiert. Selbst für diese Form des Lesens brauche ich morgens noch fast eine Stunde für die Lektüre der "Freien Presse". Was soll ich sagen, die Anrufer reagieren dann so:

"Dann interessieren Sie sich also nicht für Zierfische?", fragte mich die eine Leserin. Ehrlich wie ich bin habe ich gesagt: "Ja." Das musste ich ihr erklären, weil das die Antwort auf die Frage war, wenn man sich eben nicht für Guppy & Co. interessiert. "Das ist aber schade", sagte die Leserin und fügte hinzu: "Das ist so ein wunderbares Hobby, so beruhigend." Noch zur Erklärung: Der Fehler war gewesen, dass auf der Ratgeberseite innerhalb der Serie "Ratgeber Tier" sich beim Salmler ein falscher Buchstabe eingeschlichen hatte.

"Was am Nachthimmel alles so passiert, ist doch höchst interessant, ich könnte stundenlang nach oben schauen, ohne dass es mir langweilig wird. Warum interessiert Sie das denn nicht?", fragte mich die zweite Anruferin, weil ich die Meldung mit der Überschrift "ISS und Discovery leuchten im Duett" heute auf der Seite "Aus aller Welt" überlesen hatte; aber bevor hier ein falscher Eindruck entsteht: Die leicht bekleidete Sambatänzerin daneben hat mich nicht abgelenkt. Diese Anruferin hat mich dann sogar noch ein zweites Mal verblüfft: "Wenn Sie die Überflugrouten der ISS veröffentlichen, dann schneide ich mir das immer aus, damit ich die Raumstation genau verfolgen kann. Deswegen war ich ja so erschreckt, als da vor ein paar Tagen hinter der ISS plötzlich noch ein zweiter heller Punkt sich bewegte. Zuerst habe ich Panik gekriegt, weil ich gedacht habe, die ISS ist in zwei Teile gebrochen und stürzt ab. Aber das hätten die doch bestimmt in der Tagesschau gebracht, meinen Sie nicht auch? Zum Glück haben Sie dieses Rätsel heute in der Zeitung aufgelöst. Dafür wollte ich mich nur bedanken, deswegen habe ich überhaupt angerufen."

In einem Punkt bin ich mir ganz sicher: Wenn "Freie Presse" das nächste Mal etwas über die ISS schreibt, wird mir das ganz bestimmt nicht entgehen; so eindringlich mein selektierendes Auge jetzt für dieses Thema sensibilisiert worden ist; die sichtbaren Überflugrouten mit exater Uhrzeit und Himmelsrichtung - Sachen gibt's, ich staune und lerne.

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