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Eine Leserin erinnert sich - die Angst vergisst sie niemals

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"Haben Sie etwas Zeit für mich? Ich würde Ihnen gerne eine Geschichte erzählen." Die Leserin am Telefon fügte noch hinzu, dass die Lektüre der "Freien Presse" am Vormittag zu ihren festen Ritualen gehört, und zwar seit ganz vielen Jahren; die Stimme war sympathisch, warm und kein bisschen fordernd. Also war meine Antwort in jeder Beziehung ehrlich gemeint: "Natürlich, ich höre Ihnen gerne zu, ich bin gespannt." Es wurden etwa fünf Minuten, die mich bewegt und höchst nachdenklich gemacht haben. Nun soll eine kurze Zusammenfassung genügen:

Die Anruferin ist in der Nähe von Düsseldorf aufgewachsen und war im Frühjahr 1945 als kleines Kind mit ihren Eltern im Wohnzimmer, als plötzlich die Sirenen losheulten und der bevorstehende Luftangriff der alliierten Bomber nur noch eine Frage von Minuten war. "Ich wollte nicht weg, aber meine Mutter hat mich energisch in den Keller getrieben, der mehr recht als schlecht mit Sandsäcken in den kleinen Fenstern als Luftschutzkeller verstärkt und eingerichtet war. Diese Minuten der Angst sind immer noch lebendig in mir, ich werde diese Sekunden niemals vergessen." Als die Familie endlich das Untergeschoss erreicht hatte, konnte man die Einschläge bereits hören, wenig später wackelten die Wände, bröckelt der Putz von der Decke. "Ich dachte, die Welt geht unter", erzählt mir die Leserin. Als der Angriff vorüber war, konnten sich Eltern und Kinder nach oben befreien, dass Schlimmste war tatsächlich eingetroffen: Das Haus war größtenteils zerstört, die Flammen wütenden noch in der Resten, von der eigenen Wohnung war nichts mehr übrig; von einem Moment zum nächsten war alles weg. "Weil es nicht anders ging, mussten wir unsere Heimat dann verlassen und haben später hier in der Nähe von Zwickau bei Verwandten ein neues Zuhause gefunden", schließt die Anruferin ihren Bericht ab.

Dann macht sie eine kurze Pause, holt Luft und sagt: "Ich ertrage es nicht, was dort in Libyen passiert, weil ich an die Menschen denken muss, über deren Köpfe die Flugzeuge mir ihrer Bombenlast hinweg fliegen. Krieg ist niemals richtig, für das Leid der Mensch kann es keine Rechtfertigung geben."

Ich habe der Anruferin uneingeschränkt zugestimmt.

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