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Das ist doch wunderbar: Ich seh den Sternenhimmel
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Der Mann am Telefon erinnert sich genau: "Da war ich zehn Jahre alt, und ich hatte eine Freundin; wie man eben in diesem Alter einen besten Freund hat; unzertrennlich wie Pech und Schwefel. Wir haben in der Klasse nebeneinander gesessen, sind nach der Schule zusammen nach Hause gegangen, und wir haben uns häufig bei den Hausaufgaben geholfen; sie war in Mathe gut, ich in Deutsch. Und dann erst die großen Ferien, da gab es unsere Bande, und sie war das einzige Mädchen. Ich kann Ihnen sagen, dass ..."
Diesen Redefluss will ich nicht unterbrechen, ich höre einfach nur weiter zu. Die Geschichte ist spannend, und ich will zunächst auch nicht wissen, warum der Anrufer sie mir erzählt. Doch dann fällt der entscheidende Satz: "Sie hatte feuerrotes Haar und das Gesicht voller Sommersprossen." Der Mann stockt einen Moment, dann fährt er fort: "Und ich habe ihr immer gesagt: Du hast den Sternenhimmel in deinem Gesicht." Ich lächle; mein Gesprächspartner kann das nicht sehnen, aber er ahnt es, denn er sagt: "Ich weiß, dass Sie jetzt vermutlich schmunzeln, aber das war wirklich so."
Die Geschichte geht aber noch weiter. Und irgendwann trennten sich die Wege des Jungen und des Mädchens mit den vielen Sommersprossen, aber nicht für ewig, denn: "Dann gab es das Klassentreffen, 40 Jahre später. Und dann stand sie vor mir und ich habe gefragt. Wo ist denn dein Sternenhimmel geblieben? Und wissen Sie, was sie mir dann gesagt hat?" fragt mich der Leser am Telefon. Weil ich weiß, dass er nicht wirklich eine Antwort hören will, schweige ich. Die Pause verfehlt ihre Wirkung nicht. "Dies hat sie gesagt: Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie viel Geld es gekostet hat, sie wegmachen zu lassen; nur um dann später in den Spiegel zu schauen und zu denken, wie sehr ich meine Sommersprossen vermisse."
Der Mann am Telefon hat mir diese Geschichte erzählt, weil sie ihm heute Morgen beim Zeitunglesen wieder eingefallen ist. Denn nachdem er den Artikel "Makelloses Gesicht duldet keine Flecken" auf der Seite Ratgeber gelesen hatte, hat er zu sich selbst gesagt: "Wie dumm der Mensch sein kann, dass er sich so etwas antut." Wir haben noch eine ganz Weile über dieses Thema gesprochen; über viele Dinge, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen, aber doch wunderbar einem Menschen etwas Einmaliges geben können. Dabei ging es um Nasen und Ohren, aber auch um Frisuren, die nicht wirklich welche sind, weil es dem Kopf an Haaren mangelt. Zum Schluss habe ich dem Leser noch meine Geschichte erzählt: "Ich kannte mal ein Mädchen mit ganz vielen Sommersprossen im Gesicht. Und sie hat immer zu mir gesagt: Das sind Zielpunkte." Der Anrufer sagte nichts, denn er schien zu ahnen, dass ich antwortete, bevor die Frage überhaupt gestellt werden musste. Also klärte ich auf, was das Mädchen mir noch verraten hat: "Damit du beim Küssen auch triffst."
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