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Es geht um Heidi, nicht um den Papst
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"Waren Sie schon einmal in Rom?", fragte mich heute ein Leser. Sofort schrillten bei mir die Alarmglocken, weil in der aktuellen Ausgabe der "Freien Presse" in der Wochenendbelage zwei Bilder des Papstes zu sehen sind und das katholische Kirchenoberhaupt schon häufig Thema in Gesprächen mit Lesern war. "Während einer Bildungsreise in meiner Jugend", antwortete ich also in der Hoffnung, damit nicht das Risiko zu erhöhen, auf eine Fangfrage hereinzufallen und mich vielleicht sogar noch zu blamieren. "Haben Sie damals vor dem Petersdom gestanden?", fragte der Anrufer weiter; und ich beruhigte mich; es ging also nicht um den Papst, weswegen ich mit meiner Antwort dann auch keine Probleme hatte: "Na klar", sagte ich.
"Ein ganz schön imposantes Bauwerk, und vor allem sehr hoch, da werden Sie mir doch bestimmt zustimmen, genau sind es 133 Meter", teilte mir der Leser als nächstes mit. Weil ich dazu nichts weiter sagen wollte, schwieg ich, bevor der Leser (endlich) den Grund seines Anrufs nannte: "Glauben Sie wirklich, dass die neue Tropenhalle Gondwanaland im Leipziger Zoo auch nur annähernd so beeindruckend in seiner Ausdehnung ist wie der Petersdom in Rom?" Den Artikel über das schielende Opossum ("Heidis Silberblick für Zoo Geld wert" heute auf der Seite Sachsen) hatte ich zwar nur überflogen (Anmerkung: Auch Tierparks sind nicht so mein Ding.), doch eigentlich war ich mir sicher, zumal die Frage einen unüberhörbar suggestiven Unterton hatte. Also antwortete ich: "Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen."
Der Anrufer war am Ziel angelangt: "Sehen Sie, und deswegen sollten Sie morgen auf jeden Fall den Fehler berichtigen. Denn in dem Beitrag heute steht, ich zitiere: Die Baukosten für die 131 Meter hohe Stahl- und Glashalle belaufen sich auf rund 67 Millionen Euro." Ich habe mich bedankt und sofort beim Zoo in Leipzig angerufen, um mir bestätigen zu lassen, wessen ich mir aber sicher war. Mit diesem Resultat: Die neue Halle ist tatsächlich nur 31 Meter hoch - bei dem Bericht in der Zeitung hatte sich noch eine Eins davor geschoben. Ich habe die Kollegen in der Redaktion informiert; der Fehler war aus der Meldung einer Nachrichtenagentur übernommen und leider nicht bemerkt worden. Um ein "Falsch & Richtig" in der nächsten Ausgab kommen wir also nicht herum.
Und dies ist der Grund, warum ich überhaupt darüber berichte: Es kommt nicht gerade selten vor, dass Leser mich anrufen, weil sie glauben oder sogar wissen, dass eine falsche Zahl in der Zeitung steht. Und für gewöhnlich ist dies meine Reaktion: "Ich überprüfe das, und wenn Sie Recht haben, berichtigen wir den Fehler." Der Anrufer heute war geschickter: Mit seiner Einleitung hat er jede mögliche Diskussion darüber, dass sein entdeckter Fehler vielleicht doch keiner ist, im Keim erstickt. Diese Gesprächsführung hat mich beeindruckt; und ein paar Minuten nach Ende des Gesprächs, kam mir der Gedanke, dass ich hätte noch fragen sollen: Was machen Sie eigentlich beruflich? Bei einer Quote von fünf zu eins hätte ich jede Wette angenommen, dass es sich bei der Antwort des Anrufers um einen dieser beiden Berufe gehandelt hätte: Anwalt oder Psychologe.
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