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...habe ich die Szene in der Wolfsschlucht verpasst

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Über ein Jahr habe ich bei der Debatte um die Filmnächte auf dem Theaterplatz mitgefiebert. Dass so was in Chemnitz nicht möglich sein soll, überstieg einfach meine Vorstellungskraft. Der Theaterplatz ist schließlich der repräsentativste Ort, den das Zentrum zu bieten hat. Aber ab spätestens 19 Uhr herrscht in der Gegend friedhöfische Stille. Wieso jemand nicht möchte, dass sich daran etwas ändert, wollte einfach nicht in meinen Kopf. Aber naja, auf Störung der Totenruhe steht ja auch Strafe...

Freiluftkino war für mich immer der Inbegriff des Sommers: In einem bequemen Liegestuhl lümmeln, Wein dazu, aktuelle Filme sehen und die herrlich lauen Sommernächte auskosten. Außerdem perfekt für unter der Woche, denn gegen Mitternacht ist man wieder zuhause. In Berlin gibt es so viele Freiluftkinos, dass die warmen, regenfreien Abende gar nicht ausreichen, um jedes einmal zu besuchen.

In Chemnitz gab es vergangenen Sommer immerhin zwei Möglichkeiten, draußen Filme zu sehen. Bei dem einen in der Schönherrfabrik saß man auf Bierbänken im 90 Grad Winkel zur Leinwand. Da wird der schönste Film zur Folter. Wer bitte denkt sich sowas aus? Bevor man nicht mehr sitzen kann, schmerzt der Nacken. Oder umgekehrt. Bei der zweiten Variante am Uferstrand war es schon sehr viel gemütlicher, nur dass es nicht genügend Stühle gab.

Jetzt also endlich Filmnächte auf dem Theaterplatz! Dienstagabend war ich mit einer Freundin dort ? und erst mal enttäuscht: keine Liegestühle. Geradesitzen war angesagt. Wer Kissen dabei hatte, war klar im Vorteil.

Am Dienstag war "Nacht der Oper": Zuerst spielte die Sommerphilharmonie "Peer Gynt", danach kam "Der Freischütz" als Filmoper. Es waren eher wenig jung Leute da, beim Blick nach vorn schaute ich auf überwiegend ergraute Hinterhäupter. Beim Thema Oper war das auch nicht anders zu erwarten.
Peer Gynt war wirklich ein Ohrengenuss, besonders die Erzählstimmen. Beim Zuhören konnte der Blick von der St. Petrikirche über den rötlichen Abendhimmel zu den Kunstsammlungen und wieder zurück wandern. Prima zum Kopfauslüften.

Nach der Musik, also nach zwei Stunden, gab es eine Pause - endlich, wir hatten ja keine Kissen dabei. Gegen 23 Uhr begann dann der Film. Das Publikum war da leider schon sehr ausgedünnt. Die Mehrheit hatte sich nach "Peer Gynt" davon gemacht, die wenigen jungen Leute voran. Wenn wir gewusst hätten, was folgt, hätten wir das auch tun sollen. Ich mag Opern. Zumindest meistens. Aber ein Film, in dem die Darsteller singen wie im Theater, mit großen Gesten wie auf der Opernbühne, das ist dann doch sehr gewöhnungsbedürftig. Mir fiel es schwer, der Handlung zu folgen. "Wieso wühlt der die ganze Zeit im Dreck"?, fragte ich meine Begleitung, als ich nicht verstand, was ein Darsteller tat. Ahnungsloses Achselzucken war die Antwort. Die Darsteller hatten sich gerade für ein Treffen in der Wolfsschlucht verabredet, um dort Freikugeln zu gießen - da fielen die ersten Regentropfen. Der Blick meiner Begleitung flehte: "Lass uns gehen." Und wir gingen.

Für den Regen konnte ja keiner was, doch acht Euro waren trotzdem zu viel für diesen Abend. Für einen guten Film komme ich aber sicher wieder - der kostet dann auch einen Euro weniger. Die ganze Veranstaltung ist zwar etwas steif, aber vor der Kulisse lohnt es sich dennoch.

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