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Berichte über Norwegen: Großes Foto - darf das sein?
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Neun Leserinnen und Leser wollten heute zwischen 10 und 12 Uhr mit mir über die schrecklichen Ereignisse in Norwegen sprechen. Aus ihrer Betroffenheit wollten sie bewusst kein Geheimnis machen; im Gegenteil, denn darüber zu reden war allen Anrufern ein gemeinsames Anliegen. Sechs Leser waren darüber hinaus jedoch in einem Punkt mit der Berichterstattung der "Freien Presse" in der heutigen Ausgabe nicht zufrieden, sie haben sie kritisiert. Denn diese Anrufer haben mich gefragt: Warum bringt die Zeitung auf der dritten Seite ein großes Foto des Attentäters, das ihn als gut aussehenden und freundlich blickenden Mann zeigt? Dies sei angesichts der grauenhaften Tat keinesfalls angemessen und respektlos gegenüber den Opfern und den Hinterbliebenen. Daraufhin habe ich den Chefredakteur gefragt, ob er mir und den Lesern erklären kann, warum diese Entscheidung getroffen wurde, das Bild in dieser Größe zu veröffentlichen. Torsten Kleditzsch hat mir gesagt:
"Die Größe des Fotos hat nichts mit Anerkennung zu tun. In einem Vereinsheft oder Amtsblatt vielleicht schon. In der Tageszeitung sollte das nicht der Fall sein. Hier rückt die Größe des Fotos einen inhaltlichen Aspekt in den Vordergrund. In diesem Fall war sein Äußeres in mehrfacher Hinsicht von unmittelbarer Bedeutung. Ich vermute, dass die meisten am Freitagabend ein ganz anderes Bild des Täters vor dem geistigen Auge hatten. Der empfundene Widerspruch zwischen der smarten Erscheinung des Täters und der grauenhaften Tat könnte nicht größer sein. Zudem hat sein harmloses Äußeres sicher seinen Beitrag dazu geleistet, dass sein Plan aufging und er unbehelligt in einem Polizeishirt auf die Ferieninsel kam und dort die arglosen Jugendlichen in aller Ruhe um sich versammeln konnte."
Zwei Anrufer sind noch einen Schritt weiter gegangen und meinten, die "Freie Presse" habe dem Attentäter mit dieser Berichterstattung erst das Podium verschafft, das er mit der schrecklichen Tat erreichen wollte. Chefredakteur Torsten Kleditzsch dazu: "Es ist ein Unterschied, ob ich seinen Thesen viel Raum gebe oder mich mit der Person des Täters beschäftige. Wir werden weiterhin darauf achten, dass Anders B. nicht den Auftritt auf der Weltbühne bekommt, den er sich gewünscht hat. Nur schweigen können wir über das, was ihn antrieb, nicht."
Noch in eigener Sache: Ich bitte um Verständnis, dass ich heute über kein anderes Thema schreibe und erst morgen wieder hier in meinem Blog berichte, über was Leser sonst noch mit mir plaudern wollten.
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