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Manchmal denke ich, aber ich spreche es nie wirklich aus: Ein Spur von Neid ist da schon mit ihm Spiel, wenn Leser mich anrufen und mir ihren Ärger darüber schildern, dass in der "Freien Presse" ein Artikel über eine Person stand, die ganz viel Geld verdient und das nach Meinung der Anrufer nicht wirklich verdienter Maßen. Dabei geht es um Vertreter der unterschiedlichsten Berufsgruppen; von Musikern und Schriftstellern über Sportler und Wirtschaftsbosse bis zu Politikern und Schauspielern reicht die Auswahl; selbst die Mitglieder des britischen Königshauses waren von Kritik dieser Art bei mir am Telefon nicht verschont. Aber ich rede mit Lesern niemals über Neid, wirklich nicht. Und das nur aus einem Grund: Weil ich dieses Gefühl selbst gut kenne und viel Verständnis dafür habe. Beispiele aus dieser Woche (zwischen 10 und 12 Uhr):

Episode 1: "Sie sind gerade nicht in Ihrer Wohnung, oder? Ich höre nämlich, wie Ihnen der Wind um die Ohren pfeift", sagte ich einem Anrufer, nachdem wir zuvor ein paar Minuten lang über die Aufgaben der Justiz im Zwiespalt zwischen Moral und Gesetzgebung gesprochen hatten. "Das haben Sie recht", sagte der Mann am Telefon und fügte hinzu: "Jetzt werde ich mir gleich etwas zu essen machen, dann mich aufs Sofa legen und eine Runde schlafen, bevor ich dann am Nachmittag mal nachschauen werde, wie die Lage im Wald ist." Keine Frage: Neidfaktor 3,4 auf der nach oben offenen Skala.

Episode 2: "Schöne Grüße von der Insel bei strahlend blauen Himmel und 25 Grad Celsius", schrieb mir ein Leser, den ich gebeten hatte, mir doch zu erklären, warum er mir einen Leserbrief geschickt und dabei eine Adresse in Spanien angegeben hat. Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach: Mit Erreichen des Rentenalters hat sich der Leser (aufgewachsen in Chemnitz und die Stadt bis dahin niemals verlassen) einen Traum erfüllt und ist mit Sack und Pack ausgewandert, um auf einer Kanarischen Insel zu leben. Auf die "Freie Presse" will er nicht verzichten, die liest er jetzt auf dem Computer. Die Wertung: Neidfaktor 2,8 auf der nach oben offenen Skala.

Episode 3: "Ich habe mir den Tannhäuser in Bayreuth angesehen und angehört, jetzt würde ich gerne kurz mit Ihnen darüber sprechen, weil ich gelesen habe, was Ihre Zeitung über die Premiere geschrieben hat", erläuterte ein Leser mir sein Anliegen am Telefon. "Sie waren bei den Wagner-Festspielen?" fragte ich nach im Bewusstsein dessen, dass die einen träumen und die anderen Karten haben. "Na klar, auch nicht zum ersten Mal", antwortete mir der Anrufer. "Und wie war das so auf den Holzstühlen?", konnte ich mir als Bemerkung nicht verkneifen. "Fragen Sie lieber nicht, Kreuz und Beine tun jetzt noch weh", sagte mir der Leser. Deshalb eine getrennte Wertung: Neidfaktor 2,7 auf der oben offenen Skala für den Kulturgenuss und Neidfaktor minus 1,8 für das stundenlange Verharren im Zuschauerraum auf dem Grünen Hügel (während ich auf meinem Sofa lag und einen Krimi gelesen habe).

Episode 4: "Mein Mann ich sind jetzt seit 54 Jahren verheiratet, waren nie länger als ein paar Tage voneinander getrennt, leben immer noch in der eigenen Wohnung", sagte mir eine Anruferin, bevor sie mir ihr Anliegen (Thema Verbraucherschutz) schilderte. Hinterher habe ich tatsächlich wieder mal über die Liebe nachgedacht. Mit dem Ergebnis: Keine Wertung auf der nach oben offenen Neidskala.

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