Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Obelix mit Elvis-Sound

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Die Kneipen und Restaurants auf dem Kaßberg kenne ich noch nicht komplett, aber ich arbeite dran. Als ich hier herkam, vermutete ich auf diesem Chemnitzer Hügel auch viele urgemütliche Cafés, in denen man sonntags als Nicht-Familieninhaber bei Kaffee und Kuchen ein Buch lesen kann. Solche Cafés würden zwar gut ins Viertel passen - es gibt sie aber nicht. Wahrscheinlich, weil der Chemnitzer um die 30 sonntags lieber mit seinen zwei Kindern bei Schwiegermama Kaffee trinkt. Doch das ist ein anderes Thema. Ich mache mich also daran, die Kneipen zu erkunden. Jemand hat mir verraten, dass donnerstags das "Lax" die meisten Leute anzieht, weil es live Musik ohne Eintritt gibt. Diesen Donnerstag hat Stefan Johansson gespielt und ich war mit einem Freund dort:

Wir finden einen erhöhten Tisch mit Barhockern - eine Art Aussichtsplattform, mit direktem Blick auf die kleine Bühne. Wir können jeden, der den Raum betritt oder ihn verlässt, sehen und kommen uns dabei ein bisschen vor wie die zwei Alten aus der Muppet Show. Wobei der Vergleich hinkt: wir senken den Altersdurchschnitt eher. Da das Wetter gut ist, sitzen die meisten Gäste draußen auf der Terrasse. Rund 80 kommen dort im Laufe des Abends zusammen. Drinnen ist es nicht gar so voll. Aber an den gestresst guckenden Kellnerinnen kann man erkennen, dass viel los ist.

20.30 Uhr beginnt Stefan Johansson zu spielen. Mit seiner Gitarre und einer warmen Stimme interpretiert der Schwede eine ganze Reihe eigener Songs, aber auch viele Klassiker von Simon and Garfunkel, R.E.M. oder Kansas. Auch Songs von Sunrise Avenue oder Eagle-Eye Cherry finden sich in seinem Repertoire. Seine Lieder passen prima zur lockeren und gemütlichen Atmosphäre im Lax, die besonders durch das warme Licht entsteht. Völlig raus aus dem Musik-Schema von Johansson fällt Blue Suede Shoes von Elvis Presley. Aber das macht er richtig gut! Klanglich nehme ich ihm den Elvis voll ab. Nur wenn man hinschaut, wird es lustig: Da sitzt ein großer Schwede, der mit langem geflochtenem Roten Bart und weiß-blondem Zopf aussieht wie der Gallier Obelix, mit Gitarre auf einem Schemel - und klingt wie Elvis.

Neben dem Musikhören beobachten wir von unserer Aussichtsplattform natürlich die anderen Gäste. Ich kenne zwar niemanden, kann mir aber gut vorstellen, dass jeder Dritte hier Künstler oder wichtig ist - oder beides. Eine weitere große Gruppe scheint schon ihr Leben lang Rockmusik zu hören. Wehende weiße Haare, hochgeschlagene Krägen und markante Brillen bestimmen das Bild der vermutlich eher wohl situierten Lax-Gänger. Der rote Teppich, auf dem Ankömmlinge das Lax betreten und der an der Bühne vorbei führt, gibt jedem den gebührenden Auftritt. Ihn nutzt zum Beispiel eine große Frau, ganz in schwarz gekleidet, auf halsbrecherisch hohen schwarzen Pantoletten. Mit hoch erhobenem Haupt schreitet sie durch den Raum zu zwei Herren, die hinter uns an der Bar stehen. "Ach, du kommst nicht, du erscheinst immer", wird sie, wie ich finde sehr treffend, begrüßt.

Mit Pausen spielt Johansson bis 23.30 Uhr. Genau richtig, für unter der Woche. Als wir um Mitternacht gehen, sitzen noch viele Gäste auf der Terrasse, wie sich das für eine Sommernacht gehört.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.