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Für mich ist das immer noch eine Zwickmühle: Entweder ich verrate hier in meinem Blog von Zeit zu Zeit die eine oder andere Strategie bei meinen Gesprächen mit Lesern, oder ich kann über manche Dinge nicht berichten. Meistens entscheide ich mich dann dafür, tatsächlich etwas aus dem Nähkästchen zu plaudern, weil ich mir denke, dass der Prozentsatz der Leute, die mich anrufen und gleichzeitig auch regelmäßig lesen, was ich hier im Netz erzähle, ein Argument sein könnte, hier kein Blatt vor den Mund zu nehmen. (Drei Metaphern in einem Vorspann, das hatte ich bislang auch noch nicht.) Also so mache ich das bei diesem Thema:

"Ich würde gerne mal mit Ihnen über die Wetterprognosen in der Zeitung reden", sagte mir ein Anrufer, nachdem er sich vorgestellt hatte (mit Namen, Wohnort, Alter und Abobezugsdauer). Auf meiner Liste mit Themen, weswegen die Leser mich sprechen wollen, steht "Über das Wetter" mittlerweile nur noch auf dem sechsten Rang; das ist ein Verlust von vier Plätzen gegenüber dem Jahresanfang. Aber das dürfte vielleicht damit zusammenhängen, dass viele Menschen eher wissen wollen, wann es schneit und die Straßen glatt sein könnten und dass sie deshalb genauer aufs Wetter in den nächsten Tagen achten, als dass es sie im Sommer interessiert, wann es mal nicht regnet und sie die Freizeitgestaltung ins Freie verlegen können; aber, wie gesagt, das ist nur eine Vermutung. Meine Strategie bei diesem Anliegen: Zuerst rede ich, und zwar in der Hoffnung, dass ich mit dem, was ich sage, der einen oder anderen Kritik schon im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehme. (Schon wieder eine Metapher, was ist denn heute nur los?)

Bei diesem Anrufer war ich mir ziemlich sicher, dass ich mit meinem Vorschlag auf offene Ohren stoße (auch eine Metapher?), denn mit der Zeit habe ich etwas Gespür dafür bekommen, und deswegen sagte ich: "Darf ich Ihnen zuvor kurz mal erzählen, wie ich mit dem Wetter umgehe?" Meistens sind die Anrufer so gespannt darauf, das zu erfahren, und stimmen mir zu, auch in diesem Fall: "Sie wollen mich zunächst um den Finger wickeln, na gut, dann schießen Sie mal los", sagte der Mann am Telefon und lachte (für seine Metapher kann ich nun wirklich nichts). Und ich habe es ihm erzählt, hier nur die Kurzfassung (das Original dauert 2.45 min):

Weil ich meinen Sport überwiegend im Freien betreibe, verfolge ich das Wetter ganz genau. Für den aktuellen Tag und auch für die folgenden Tage: Morgens um 6.12 Uhr in der Zeitung (Seite Ratgeber, montags auf "Aus aller Welt", sonntags gehe ich fremd), 7.05 Uhr im Radio (MDR Figaro), 8.57 bis 17.51 Uhr in regelmäßigen Abständen auf der Homepage der "Freien Presse"; ebenso dort zum letzten Mal um 22.47 Uhr). Der Grund ist ganz einfach: Bei meiner Planung der schweißtreibenden Ausflüge in die Natur möchte ich (wegen der besseren Vorbereitung, auch wegen der Nahrungsaufnahme) immer einen Tag vorher wissen, ob ich am nächsten Tag laufe oder mit dem Rad trainiere (und wenn beides nicht geht, bleibt mir noch das Schwimmbad). Zur Erklärung: Bei Regen kann ich zwar rennen, aber nicht Rad fahren, weil es gegen die Nässe zwar gute Sportkleidung gibt, aber der schmale Rennradreifen auf nassem Asphalt nicht wirklich eine sichere Bank ist und vor allem in Kurven ein Risiko darstellt.

"Interessant", meinte dieser Anrufer und fügte hinzu: "Vielleicht sollte ich auch mal darüber nachdenken, mich wieder etwas mehr zu bewegen." Dann machte er eine kurze Pause, und ich hatte das Gefühl, dass er so ein bisschen in sich hinein schmunzelt, bevor er mir abschließend sagte: "Aber leider muss ich Sie enttäuschen, denn ich will mich gar nicht beschweren, dass der Wetterbericht in Ihrer Zeitung mal wieder nicht gestimmt hat. Im Gegenteil: Es geht mir um die langfristigen Prognosen von Dominik Jung, die Sie immer zu den Jahreszeiten bringen. Die finde ich nämlich echt klasse, weil sie immer zutreffen. Und jetzt wollte ich nur nachfragen: Wann bringen Sie die Aussichten für den Herbst?" Der Anrufer schien es zu genießen, dass ich in diesem Moment sprachlos war, weil ich mir meinen eigenen Umgang mit dem Wetter hätte sparen können; denn es galt ja diesmal nicht, eine Kritik schon im Vorfeld etwas zu entkräften, weil die "Freie Presse" nun mal eine Zeitung ist, die in der Nacht gedruckt wird und die Wetterdaten deshalb immer einen Tag alt sind; man also gut beraten ist, auch das Internet zu nutzen. Seinen Genuss kostete er noch weiter aus: "Ich kann mich nämlich immer so schlecht entscheiden: Soll ich mich im Garten aufhalten oder doch mal ein paar Tage wegfahren. Da haben sich die Prognosen, weil man muss ja schließlich auch mal etwas buchen, als sehr sinnvoll erwiesen." Zum Abschied habe ich dem Anrufer gesagt, was ich fühle: "Ich bin neidisch."

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