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... haben wir gejault wie zwei Katzen
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Ich stürze mich jubelnd aus Flugzeugen und von hohen Bäume, das macht mir keine große Angst. Aber es gibt da etwas, das lässt mir die Knie schlottern, macht mir feuchte Hände und ein flaues Gefühl im Bauch: Singen. Also nicht allein singen zu Hause oder beim Auto fahren, sondern singen vor Publikum. Wobei der Begriff Publikum sehr weit gefasst ist: Auch eine Person im Raum zählt schon dazu. Man kann sich also vorstellen, wie ich mich Dienstagabend gefühlt habe, als ich mit meiner Freundin Heike zum Karaoke im Esperanto verabredet war.
Vom Esperanto bin ich erst einmal sehr positiv überrascht. Viele Kneipen in der Chemnitzer Innenstadt sind mir zu kühl, zu schick, mir fehlt die eigene Atmosphäre. Hier ist es aber wirklich gemütlich. Besonders sind eine Sitzecke mit einem niedrigen Tisch und das Schischa-Haus, eine Holzhütte, in der man die Schuhe ausziehen muss und Wasserpfeife rauchen darf.
Wir setzten uns in den Raum, in dem das Karaoke stattfinden soll. Der DJ bringt uns eine lange Liste mit Liedern, die zur Auswahl stehen. Auf einen Zettel sollen wir schreiben, was wir zum Besten geben wollen. Ich blicke auf die rund 15 Leute, die sonst noch da sind und bekomme Angst. "Vielleicht kann ich auch darüber schreiben, wie wir nicht gesungen haben?", frage ich Heike. Sie schaut mich streng an: "Du wirst doch wohl nicht kneifen!", dabei hat sie genauso viel Bammel, wie ich. Wir einigen uns auf "Schrei nach Liebe" von den Ärzten und "Girls just wanna have fun" von Cindy Lauper. Auweia.
Die meisten Sänger sind Stammgäste, der DJ kennt sie schon mit Namen. Den Anfang macht ein junger Mann, der souverän und gut einen Hit von "The Doors" trällert. Danach kommt eine junge Frau an die Reihe, die sehr selbstbewusst und sehr schief ein Lied von Cat Stevens singt. Aber alle bekommen Applaus und keiner wird ausgelacht. Das ist schonmal sehr beruhigend.
Dann ruft der DJ uns beide auf. Noch schnell das Bier hinunter gestürzt und ab ans Mikro. Als ich die ersten Textzeilen sehe, kann ich mich nicht mehr an die Melodie von "Schrei nach Liebe" erinnern, nur noch an den Refrain. Aber die anderen helfen uns und singen mit. Sehr nett. Natürlich sind wir weit weg von den richtigen Tönen und ich finde es sehr gewöhnungsbedürftig, in ein Mikrofon zu singen. Das Lied will kein Ende nehmen. Warum wird zum Schluss stundenlang das Gleiche gesungen? Das geht mir schon im Radio manchmal auf den Keks, aber wenn man es dann selbst singen muss, ist es eine Qual. Als wir uns wieder setzten, bin ich schweißgebadet. Mir war das zwar peinlich, aber es hat trotzdem großen Spaß gemacht. Jetzt haben wir erst einmal Zeit, uns zu erholen und den andren zuzuhören. Mittlerweile sind fast 30 Personen im Raum, auch wenn nicht alle mitsingen.
Schließlich sind wir wieder dran. Cindy Lauper singt viel zu hoch für uns, wir klingen wie zwei streunende Katzen. Außerdem singt Heike viel zu schnell. "Warum hattest du es denn so eilig?" frage ich sie hinterher. "Ich wollte es weghaben."
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