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Falsch ist keine Frage der Perspektive

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Manchmal rufen mich Leser an, und ich kann schon am Tonfall der Stimme erkennen, dass es ihnen großen Spaß macht, mich auf einen Fehler in der Zeitung hinzuweisen; nicht weil sie schadenfroh sind oder mir sogar mit einer von unterschwelligem Spott geprägten Ausdrucksweise klar machen wollen, was sie von der "Freien Presse" halten, da ihr das passiert sei, sondern ganz allein weil sie sich wirklich darüber freuen, dass sie diesen Fehler entdeckt haben. Bei dem heutigen Anrufer, der deswegen meine Nummer gewählt hatte, kam noch hinzu, dass ich (wie vermutlich die meisten meiner Kollegen) den Text gelesen hatte und mir nicht aufgefallen war, dass da etwas nicht stimmt. Weil mir das (wie vermutlich den meisten meiner Kollegen) etwas peinlich ist, werde ich jetzt den Inhalt verändern, aber den Fehler exakt so belassen. Jeder möge sich selbst fragen, ob er ihn als solchen erkannt hätte, wenn er diese Aussage mitten in einem fast halbseitigen Artikel gelesen hätte. Also mal angenommen (wirklich rein hypothetisch): Es geht um Radfahrer in Deutschland. Nach vielen Informationen über ihr Verhalten im Straßenverkehr erfahren wir plötzlich dies:

Die Zahl der Radfahrer, die nachts ohne die vorgeschriebene Beleuchtung an ihrem Vehikel unterwegs sind, ist zurückgegangen. War es im Jahr zuvor noch jeder fünfte Radfahrer, der von der Polizei kontrolliert worden ist und gegen diese Vorschrift verstoßen hat, so war es im vergangenen Jahr jeder vierte, der von den Ordnungshütern zur Kasse gebeten wurde, weil er kein Licht an seinem Fahrrad hatte.

Also gut, ich gebe mich geschlagen, man bemerkt den Fehler sofort, oder doch nicht? Was ist hier falsch? Natürlich dies: Wenn es einem Jahr jeder fünfte und nächsten Jahr jeder vierte Radfahrer war, dann ist die Zahl selbstverständlich gestiegen - und nicht gesunken (auch bei einer Reduzierung von fünf auf vier). Außerdem gebe ich zu bedenken, dass vermutlich jeder gerade diese Zeilen gelesen hat mit dem Ehrgeiz, den Fehler zu finden; also zählt das nicht wirklich, und ich habe den Leser ruhigen Gewissens um Verständnis gebeten, nachdem er mich darauf aufmerksam gemacht hatte. Der Anrufer hatte zuvor das Gespräch mit diesen Worten eröffnet:

"Darf ich Ihnen mal etwas vorlesen, und Sie sagen mir, ob Ihnen daran etwas auffällt?"

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