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Da lachen die Hühner ganz bestimmt nicht

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In diesem Fall kann ich nicht anders - ich will Stellung beziehen, Position zeigen und meine Meinung loswerden; auch wenn sie nicht die meiner Kollegen sein sollte. Es geht um den Artikel "Willkommen im Hühnerland" gestern in der "Freien Presse" auf der Seite Zeitgeschehen. Sechs Leser haben sich deshalb mit mir in Verbindung gesetzt und mir ihre Meinung zu dem neuen riesigen "Hühnerstall" in Stauchitz im Landkreis Meißen gesagt (38.000 Hühner sollen dort demnächst Eier legen). Keinem habe ich widersprochen, mit keinem Anrufer habe ich diskutiert, denn ich war immer derselben Ansicht: Diese Anlage lehnen wir ebenso kategorisch ab wie andere Formen der Massentierhaltung.

Nun liegt mir an dieser Stelle nichts daran, die Auseinandersetzung zwischen Tierschützern und Befürwortern dieser Art der "Produktion" von Lebensmitteln zum Thema zu machen oder zu versuchen, meinen eigenen Argumenten ein Podium zu verschaffen; wer will, kann mich gerne anrufen, über fast kein anderes Thema streite ich mich lieber. Und das hat höchstens am Rande damit etwas zu tun, dass ich kein Fleisch esse und andere tierische Produkte (wie Eier oder Milch) nur dann verzehre, wenn sie das Bio-Siegel tragen und aus einer artgerechten Tierhaltung stammen.

Die Kritik der Leser, die ich teile, lässt sich auf den Punkt bringen: Der Artikel stellt die Produktion von Eiern in solchen gigantischen "Ställen" zu positiv da, verzichtet (bis auf den Satz mit dem Verweis auf die ARD-Reportage "Das System Wiesenhof" und dem Zitat des Grünen-Landeschefs auf die Degradierung von Lebewesen zu einem Bestandteil eines industriellen Fertigungsprozesses) auf die Schilderung der Kehrseite dieser Fabriken. Eine Anruferin machte das an der Überschrift "Willkommen im Hühnerland" deutlich und verlangte von mir, weil es in Sachsen gleichwohl viele Gegner der Massentierhaltung gebe, auch diese bei solchen Berichten in einem angemessenen Verhältnis zu Worte kommen zu lassen. Dagegen kritisierte eine andere Leserin vor allem das Foto und fragte mich: "Das sind ja fast klinische Bedingungen, alles so schön sauber und vermutlich vollkommen geruchslos. Meinen Sie wirklich, dass der Umweltminister und der Unternehmer dort auch so fotogen gestanden hätten, wenn die Anlage bereits in Betrieb wäre?" Eine dritte Anruferin beklagte sich darüber, dass der Text so klingen würde, als wäre die Ansiedlung dieses "Hühnerstalls" ein großer Gewinn für die gesamte Region, obwohl im allerletzten Satz stehe, dass durch diese neue vollautomatisierte Zuchtfarm lediglich zwei Arbeitsplätze geschaffen würden; die Leserin zitierte den Minister: Dies sei "eine gute Investition für Sachsen, eine gute Tat für Arbeitsplätze im ländlichen Raum". Mich persönlich hat dieses Zitat des sächsischen Umweltministers aufgeregt: "Wenn wir es nicht machen, dann machen es ausländische Betriebe, in den Tierschutz gar keine Rolle spielt", sagte er; ausgehend davon, dass der Markt eben nach billigem Hühnchenfleisch verlangt. Ganz unter uns: Das spricht für sich, das muss man gar nicht kommentieren.

An dieser Stelle mache ich mal lieber Schluss; sich nur aufzuregen ist nicht besonders sinnvoll, und was ich in meinem täglichen Leben als Verbraucher unternehmen und wie ich mich verhalten kann, dass mache ich bereits. Manchmal bedauere ich, dass ich keine Leserbriefe schreiben kann; ich nicht.

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