Abo
Regionale Nachrichten und News mit der Pressekarte
Sie haben kein
gültiges Abo.
Regionale Nachrichten und News
Schließen

Es ist soweit: Es geht um Sex und Porno

Schon gehört?
Sie können sich Ihre Nachrichten jetzt auch vorlesen lassen. Klicken Sie dazu einfach auf das Play-Symbol in einem beliebigen Artikel oder fügen Sie den Beitrag über das Plus-Symbol Ihrer persönlichen Wiedergabeliste hinzu und hören Sie ihn später an.
Artikel anhören:

Mein Chef hat mich kürzlich gefragt: "Der Blog des Leser-Obmanns - wird der auch gelesen?" Auf dieses Gespräch hatte ich mich vorbereiten können, die Kollegen aus der Online-Abteilung hatten mir Zahlen zugeliefert, und selbst mit einer grafischen Darstellung der Klicks konnte ich aufwarten. Plötzlich hob mein Chef den Kopf, schaute mich verwundert an und fragte: "Was ist denn das?" Er zeigte auf eine Stelle, an der  die Anzahl der Klicks an einem Tag sprunghaft in die Höhe gestiegen waren. Natürlich überraschte mich auch diese Frage nicht: "Das war der Tag, an dem ich in meinem Blog über unser Gewinnspiel geschrieben habe. Und alle Leser, die mit einer Suchmaschine nach Freie Presse und Gewinnspiel gesucht haben, sind zunächst bei meinem Blog gelandet." Mit dieser Antwort war mein Chef zufrieden. Ein paar Tage später habe ich einer Kollegin davon erzählt, und sie hat mir einen Tipp gegeben: "Schreib doch in dem Blog mal über Sex und Porno und schaue dann, was passiert. Ich garantiere Dir: Auch dann werden die Klickzahlen explodieren." Zuerst habe ich diesen Rat nicht wirklich ernst genommen, dann habe ich doch mehr darüber nachgedacht, und mir die Frage gestellt: Was wäre wenn wirklich? Leider konnte ich mir damals überhaupt nicht vorstellen, wann ich schon mal die Gelegenheit haben könnte, in meinem Blog über Sex und Porno zu schreiben. Also verbannte ich diesen Gedanken wieder aus meinem Vorstellungsvermögen. Bis heute, denn ich schreibe jetzt tatsächlich über Sex und Porno.

Das Gespräch mit dem Leser war kurz und bekam in meiner kleinen Statistik den Vermerk "U60" (weniger als eine Minute). Nach der Nennung des Namens, den ich nicht verstanden habe, kam der Anrufer gleich zur Sache: "Mir geht es um den Roman", sagte er. Doch bevor ich noch die heutige Ausgabe aufschlagen und mir die Seite "Lesen-Sehen-Hören" in der Beilage "Wochenende" anschauen konnte, weil ich die Kritik zu einer Buchrezension erwartete, sprach der Leser weiter: "Der Fluch der Hebamme", sagte er (und damit war klar: Gemeint ist der tägliche Fortsetzungsroman auf der Seite "Roman & Rätsel") und fügte hinzu: "Ich will das nicht mehr lesen, da geht es an manchen Tagen doch nur noch um Sex, da ist doch der reinste Porno."

In meiner ersten Reaktion darauf habe ich versucht, dem Anrufer zu erklären, dass die Autorin das nun mal so aufgeschrieben hat und "Freie Presse" nicht einfach solche Stellen streichen kann; gedacht (aber nicht gesagt) habe ich außerdem, dass meiner Meinung nach die Hebammen-Romane gerade wegen der drastischen und ebenso wortreichen wie bildhaften Darstellung der Lebens- und Liebensweisen im Mittelalter so erfolgreich sind. Aber der Leser wollte mit mir gar nicht diskutieren, für ihn war klar: "Wenn ich noch einmal so etwas lesen muss, dann werde ich ..."

Also: In diesem Text kommen die Wörter "Sex" und "Porno" jeweils fünf Mal vor, zusätzlich noch ein Mal in der Überschrift; ich bin wirklich gespannt, ob das Auswirkungen auf die Klickzahlen hat. Und vermutlich werde ich es mir auch nicht verkneifen können, nachher diese Begriffe mal in die Suchmaschine einzugeben.

Weitere Blog-Einträge

Icon zum AppStore
Sie lesen gerade auf die zweitbeste Art!
  • Mehr Lesekomfort auch für unterwegs
  • E-Paper und News in einer App
  • Push-Nachrichten über den Tag hinweg
Nein Danke. Weiter in dieser Ansicht.