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Ein bisschen Glück kann so einfach sein
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Wirklich überraschen sollte mich eigentlich nichts mehr können. Das habe ich jedenfalls gestern noch gedacht, weil ich meinte, dass es für die Anliegen und Fragen der Leser keine wirklichen inhaltlichen Beschränkungen gibt; alles ist möglich, das macht meinen Job so interessant. Und dann war es heute ein eher kurzes, gar nicht mal so aufregendes Gespräch, das mich verblüfft hat; vor allem deshalb, weil ich mich über die Wirkung auf mich selbst gewundert habe.
"Ich möchte gerne, dass der 80. Geburtstag meiner Frau bei Ihnen in der Zeitung erwähnt wird", sagte der Anrufer und fragte weiter: "Bin ich da bei Ihnen richtig?" Dies war nicht das erste Mal, dass ich eine solche beziehungsweise eine ähnliche Bitte hörte, weshalb ich ich ohne zu zögern sagte: "Das ist überhaupt kein Problem. Wenn Sie mir sagen, wo Sie wohnen oder welche Lokalausgabe Sie lesen, kann ich Sie sofort mit der zuständigen Redaktion verbinden." Ich hatte die Liste mit den 19 Nummern (hängt an der Wand) schon fokussiert, der Zeigefinger schwebte über der Taste zum Verbinden, als der Mann am anderen Ende etwas sagte, es war eine Frage: "Und das kostet nichts?"
Nun erfuhr ich dies: Seit Jahren wolle der Leser bei der Zeitung anrufen und nach einer Aufnahme des Geburtstages seiner Gattin in die Rubrik "Wir gratulieren" fragen, aber er hatte sich nicht getraut, weil er zum einen Angst davor hatte, abgewiesen zu werden ("aber jetzt ist es schließlich ein runder Geburtstag") und zum anderen befürchtete, Geld dafür bezahlen zu müssen ("wir haben nur eine kleine Rente"). Dass es einfach ist und nichts kostet, hat den Mann erstaunt; ich konnte praktisch hören, wie er nach Worten suchte, bevor er tief Luft holte und mir sagte: "Das es so etwas heute noch gibt. Sie machen mich glücklich, weil ich weiß, dass ich meiner Frau eine ganz besondere Freude machen kann." Es hat sich bedankt, dann haben wir uns verabschiedet, und ich habe den Leser mit der Redaktionssekretärin verbunden.
Und dann habe ich nachgedacht, bin tatsächlich etwas ins Grübeln geraten, weil mir plötzlich klar wurde: Für diesen Mann, der seit mehr als 50 Jahren mit derselben Frau verheiratet ist, besitzt die Tatsache, dass neben dem Wohnort der Name seiner Gattin und ihr Alter am Tag des Geburtstages in der Zeitung stehen, einen wirklich großen, beinahe unschätzbaren Wert hat; dass diese Information ihn für kurze Zeit etwas glücklicher gemacht hat. Bis gerade habe ich überlegt, wie ich das (von meiner persönlichen Weltanschauung aus betrachtet) bewerten könnte. Doch jetzt habe ich mich entschieden: Ich schreibe nichts weiter dazu; dieses Gespräch spricht für sich. Nur dies noch: Es hat mir gefallen, sehr sogar.
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