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Es berührt das Herz: Der Baum ist fort
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Menschen mit einer von Respekt und Bewunderung geprägten, deshalb in jeder Hinsicht besonderen und vielleicht sogar innigen Beziehung zu Bäumen sind mir sehr sympathisch. Irgendwie gehöre ich auch zu diesen Zeitgenossen, die mit der Natur im Einklang leben wollen: Bäume sind für mich Teil des Leben, wie ich es mag, wie es mir gut tut, worauf ich nicht verzichten möchte. Deshalb habe ich mich jetzt auch entschieden, diese kurze Geschichte eines Anrufers hier zu erzählen; gerade weil ich weiß, dass der eine oder andere Leser vielleicht eher darüber schmunzeln wird, während er darüber nachdenkt, wann er endlich dazu kommt, Weihnachtsgeschenke zu kaufen.
Der Mann am Telefon nannte mir den Artikel "Sorgen um unser Klima" auf der Seite Kinder & Co in der heutigen Beilage "Wochenende" der "Freien Presse" als den Grund, warum er meine Nummer gewählt hatte. Aber über die Rettung des Weltklimas wollte er gar nicht mit mir reden. Dazu angeregt habe ihn der Hinweis, wie er mir zu Anfang sagte, dass dort zu lesen gewesen sei, dass in den vergangenen Monaten in Deutschland viele Kinder Bäume gepflanzt hätten, um etwas Gutes für den Schutz des Klimas zu tun. "Beim Lesen bin ich von meinen Gefühlen derart gebeutelt worden, dass ich jetzt unbedingt mit jemanden darüber reden möchte", sagte der Mann und fügte hinzu: "Meine Frau sitzt neben mir und hört zu." Ich fasse die fünf Minuten mal zusammen:
Vor etwa 15 Jahren hat das Ehepaar dem Nachbarn einen kleinen Setzling geschenkt, weil es für die kleine Tanne im eigenen Garten keine Verwendung mehr hatte. Der Nachbar hat sich damals sehr gefreut und den Baum unmittelbar an der Grundstücksgrenze eingepflanzt. Das Ehepaar konnte nun über die Jahre hinweg mit ansehen, wie aus dem kleinen ein wirklich stattlicher und mehrere Meter großer Tannenbaum wurde. "Das war für uns ein wunderbares Geschenk, dieses Wachsen mit einer besonderen Hochachtung für die Natur und ihrer Kraft beobachten zu können", erzählte mir der Mann am Telefon.
Und dann passierte das: "Als ich vor einigen Tagen morgens das Haus verlasse, sehe ich, dass die Tanne nicht mehr da ist und auf dem Boden nur noch Sägespäne davon zeugen, was dem Baum widerfahren ist." Schnell war die Erklärung da, denn zum Nachbarn hat man ein gutes, fast freundschaftliches Verhältnis: "Er hat den Baum gefällt, weil er ihm zu groß wurde und das Seniorenheim bei uns im Ort einen Weihnachtsbaum für das Foyer gesucht hat", berichtete mir der Anrufer und erklärte sofort, dass diese Spende für die Alteneinrichtung eine wunderbare Sache sei und der Nachbar auch nicht wirklich etwas Verwerfliches getan habe. Man habe vielleicht sogar dafür etwas Verständnis, sagte mir der Leser am anderen Ende der Leitung. Dann gestand er:
"Der Baum fehlt uns jetzt so sehr, wir sind einfach nur deprimiert, meine Frau hat geweint, und auch jetzt, während ich mit Ihnen spreche, kommen ihr die Tränen. Es war nur eine Tanne, aber sie hat uns viel bedeutet, sie fehlt uns."
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