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Unter uns: Was soll ich dazu sagen ...

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Wenn ich gar nicht weiß, was ich zu dem sagen soll, was der Leser am Telefon mir gerade mitgeteilt hat, oder wenn ich lange wegen einer Antwort überlegen muss, dann sage ich: "Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll." Manchmal füge ich nach dem Komma noch ein "ehrlich gesagt" ein, und wenn ich den Anrufer kenne, weil er schon häufiger mit mir gesprochen hat, dann lautet diese Einfügung auch schon mal "ganz unter uns". Meistens aber gelingt es mir gerade noch, diesen Satz nicht wirklich auszusprechen, sondern nur zu denken. Gestern und heute war das der Fall:

Episode 1: "Ich würde mich gerne wegen eines Artikels bei Ihnen beschweren", sagte ein Leser und sprach weiter, weil ich zunächst nichts erwiderte: "Aber ich will gleich anmerken, dass ich ihn nicht gelesen habe." Ich wählte die erste Variante meines Geständnisses, keine passende Antwort darauf zu finden, und formulierte es als Frage: "Was soll ich dazu sagen?" Worte seien gar nicht nötig, meinte der Anrufer, ich möge nur zur Kenntnis nehmen, dass er die nächste Zeitung, in der ein Bericht über Karl-Theodor zu Guttenberg steht, gleich dem Altpapier zuführen werde.

Episode 2: "Ich möchte bitte, dass Sie Ihre Kollegin, die immer montags auf der Seite Kind & Kegel über ihr Familienleben schreibt, mal fragen, ob die beiden Kinder ab und zu auch mal gewaschen werden", formulierte eine Leserin ihren Hinweis; und wartete ab, wie ich darauf reagiere. Also wählte ich mit Bedacht meine Antwort: "Ehrlich gesagt, kann ich mir nicht vorstellen, dass die Kinder ..." Weiter kam ich nicht, denn die Frau fiel mir ins Wort, sie musste lachen, konnte deswegen kaum reden: "Natürlich werden die Kinder gewaschen, aber mir ist aufgefallen, weil ich diese Kolumne immer genau studiere, dass die Mutter über alles schon geschrieben hat, was sie mit den Kindern erlebt, nur das Waschen kam noch nie darin vor." (Leider konnte ich die Redakteurin dazu nicht fragen, sie macht gerade Urlaub.)

Episode 3: "In unserem Stadtteil gibt es keinen Supermarkt, und wenn wir einkaufen wollen, müssen wir mit dem Auto losfahren, um zum nächsten (...) in einem Kilometer Entfernung gelangen zu können", sagte mir ein Anrufer. Das finde ich überhaupt nicht schlimm, habe ich gedacht, denn dieses Problem werden viele Leute (vor allem in Randbezirken von mittelgroßen Städten von um die 10.000 Einwohner) kennen und damit leben müssen, weil die Handelsketten natürlich nur dort einen Markt aufmachen, wo es sich für sie lohnt und noch kein anderer Discounter sich in der Nähe niedergelassen hat, und letztendlich kann man die Konzerne auch nicht zwingen geschweige denn überreden, irgendwo dort eine Filiale zu eröffnen, wo sie Gefahr laufen, dass nicht ausreichend Kunden kommen, weil diese Anwohner dort seit Jahren schon mit diesem Zustand leben mussten und sich deshalb angewöhnt haben, eine bestimmte Strecke zurücklegen zu müssen und vermutlich nicht auf die Idee kommen, diese Gewohnheit ... Gesagt aber habe ich dies: "Ich werde die zuständige Lokalredaktion über Ihren Hinweis informieren."

Episode 4: "Ich habe kürzlich im Fernsehen ein Interview mit Jogi Löw gesehen, und da hat der Bundestrainier ein Wort gesagt, dass ich nicht verstanden habe, vielleicht können Sie mir da weiterhelfen. Es klang wie Hanoi, also wie die Stadt in Vietnam." An dieser Stelle war ich geneigt, in den schwäbischen Dialekt zu verfallen, der mir durchaus geläufig ist, aber ich wollte nicht, dass der Anrufer das Gefühl bekommt, ich würde mich über sein Anliegen lustig machen. Also antwortete ich: "Der Bundestrainier ist eben auch nur ein Mensch und verfällt gelegentlich in seine schwäbische Mundart, die als Ausdruck das Erstaunens das 'ha noi' kennt, was man frei mit 'ach nein' übersetzen könnte, wenn man möchte." Das hat dem Leser gereicht, er hat sich bedankt und verabschiedet.

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