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Schade, schade, dann erst wieder 2012

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Menschen mit einem ausgeprägten Sinn für feinsinnigen Humor sind mir sehr sympathisch. Und deshalb freue ich mich immer besonders, wenn Leser mich anrufen, weil sie das wissen und mich nur aus dem einen Grund sprechen wollen, weil sie mich etwas aufheitern wollen. "Damit Sie sich nicht immer nur Ärger und Sorgen anhören müssen", sagte beispielsweise gestern ein Anrufer, bevor er mir den Vorschlag machte: "Stellen Sie sich doch mal vor, Sie wären Karl-Theodor zu Guttenberg." Wir hatten dann noch viel Spaß, weil es mir großes Vergnügen bereitete, so zu tun, als wäre ich der ehemalige Verteidigungsminister. Und dann klingelte heute um genau 11.55 Uhr das Telefon:

"Ich rufe Sie an, weil ich heute Ihre Kolumne gelesen habe", sagte der Mann am anderen Ende der Leitung und fragte mich: "Kann ich Ihnen mal meine Meinung zu der aktuellen politischen Lage in Deutschland erzählen?" Nun war ich schon etwas verwirrt, denn in meinem Text "Mach' mal Pause" auf der aktuellen Seite Leserforum ging es eigentlich in erster Linie darum, dass ich ab Morgen (Donnerstag, 8. Dezember) in Urlaub bin und erst im neuen Jahr wieder an meinem Schreibtisch sitzen werde. Weshalb der Anrufer also mit mir über Politik reden wollte, war mir eher schleierhaft. Doch ich wollte mich überraschen lassen und sagte: "Dann schießen Sie mal los."

Das tat der Anrufer dann auch, begann mit der Haltung Deutschlands in der Eurokrise und war kurze Zeit später beim SPD-Parteitag, von dort dann drei Sätze später beim Zustand der FDP und landete schließlich bei seiner Meinung über die Bundeskanzlerin. Ich hatte den Eindruck, dass er einfach nur reden wollte; und deshalb unterbrach ich auch nicht. Dann aber hat er einen für ihn folgenschweren Fehler gemacht: Zwei Sekunden lang schwieg er, weil er offensichtlich das Ende eines Fadens verloren hatte. Das war für mich das Signal zu sagen, was ich gerne in solchen Momenten von mir gebe: "Ich finde Ihre Meinung wirklich sehr interessant." Mit der folgenden Reaktion des Lesers darauf hatte ich am allerwenigsten gerechnet:

"So ein Mist, jetzt haben Sie mir alles verdorben", sagte er. Ich war sprachlos; nicht nur buchstäblich. "Ich habe drei Minuten und 20 Sekunden ununterbrochen geredet, und da müssen Sie mir ins Wort fallen." Ich verstand immer noch nichts. Doch langsam kam mir ein Verdacht, weil der letzte Satz so klang, als würde er ein Lachen unterdrücken müssen. Dann gestand er mir: "Ich wollte den Rekord, wenn ich bis Punkt zwölf geredet hätte, ohne dass Sie etwas sagen, wären das fünf Minuten gewesen, und ich hätte es geschafft." Das war die Stelle, als ich begriff und auch schmunzeln musste: In meiner Kolumne hatte ich darüber geschrieben, dass es in der Kategorie "Längste Redezeit" in diesem Jahr mit vier Minuten und 26 Sekunden einen neuen Rekord gegeben hatte. Der Leser am Telefon war nicht wirklich geknickt, sondern nahm es sportlich, als ich sagte: "Versuchen Sie es einfach nächstes Jahr noch einmal." Das versprach er mir mit den Worten: "Darauf können Sie sich verlassen."

Denn dieses Jahr hat niemand mehr die Chance, bei mir Rekorde zu brechen oder Spitzenplätze zu belegen: Ich sitze erst wieder am 2. Januar an meinem Schreibtisch. Weshalb es mir jetzt ein großes Anliegen ist, dies zu schreiben: Ich wünsche allen Lesern dieses Blogs genau das, was für sie dazugehört, damit sie zu sich selbst sagen können - es ist für mich eine schöne, eine wertvolle, eine mein Leben ausfüllende und bereichernde Advents- und Weihnachtszeit.

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