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So kann nur das Leben selbst erzählen

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Es gibt Geschichten, die schreibt das Leben, weil es oft unser normaler Alltag ist, der wahre Helden hervorbringt, von denen die Welt normalerweise nie etwas erfährt. Und manchmal rufen mich Leser nur deshalb an, weil sie mir genau von so einer Geschichte berichten wollen; nicht weil sie wollen, dass darüber in der Zeitung geschrieben wird;  es geht ihnen allein ums Erzählen. So wie dieser Leserin:

"Haben Sie vielleicht ein paar Minuten für mich Zeit?" fragte sie zu Beginn und fügte als Grund für diese Frage gleich eine weitere hinzu: "Darf ich Ihnen kurz schildern, was mir gestern passiert ist?"  Bei einem solchen Anliegen vergewissere ich mich immer, dass ich auch der richtige Ansprechpartner bin, weil ich vermeiden möchte, dass die Leser später alles noch einmal erzählen müssen, nur weil ich dies sage: "Da verbinde ich Sie am besten gleich mal mit dem Kollegen, der sich damit besonders gut auskennt." Auf meinen Hinweis reagierte diese Anruferin unmissverständlich: "Sie sind genau der richtige. Ich weiß das, ich lese jeden Mittwoch die Kolumnen auf der Leserbriefseite." Und dann hat sie erzählt:

Beim Einkaufen im Supermarkt hat sie die Waren auf das Förderband der Kasse gelegt und gewartet, bis die Kassiererin alles eingescannt hatte, um dann beim Blick in die Handtasche festzustellen, dass sie ihre Geldbörse nicht dabei hat. "Zunächst bin ich in Panik geraten und hätte beinahe angefangen zu heulen", berichtete mir die Frau am Telefon. Doch dann passierte dies: Die Kassiererin habe sie beruhigt und gesagt, dass das kein großes Malheur sei, bevor sie den Wagen mit den Lebensmitteln zur Seite geschoben, zum Telefonhörer gegriffen und eine Kollegin angerufen habe. "Die kam dann sofort und hat mir erklärt, dass ich die Waren einfach dort neben der Kasse stehen lassen und nach Hause fahren kann, um das Geld zu holen und dann die Waren zu bezahlen", erzählte die Leserin weiter und war damit beim nächsten großen Problem angelangt: "In der Geldbörse waren auch meine ganzen Papiere; neben den Ausweisen also auch meine Monatskarte für den Bus. Mir wären beinahe schon wieder die Tränen gekommen, weil ich mir vorgestellt habe, als Schwarzfahrerin in den Bus zu steigen und dann womöglich erwischt zu werden." Doch dann passierte dies:

"Die Angestellte des Supermarktes hat sich umgedreht und ist zurück in ihr Büro gegangen. Nur wenige Sekunden später kam sie zurück, hielt ihre eigene Monatskarte in der Hand und gab sie mir mit den Worten, dass ich sie ihr später dann nach dem Bezahlen der Lebensmittel zurückgeben könne", erzählte mir die Frau am anderen Ende der Leitung und schilderte mir dann das Ende der Geschichte: "Anderthalb Stunden später war ich dann wieder zurück im Supermarkt und war so gerührt von dieser Hilfsbereitschaft, dass ich der Kassiererin und der Angestellten als Dankeschön ein kleines Geschenk machen  wollte. Und wissen Sie, was ich daraufhin als Antwort erhalten habe?" fragte mich die Leserin, doch ich kam gar nicht zu einer Antwort, weil sie weitersprach: "Sie dürften von Kunden keine Geschenke annehmen, das sei ihnen nicht erlaubt. Das war dann der Moment, als ich zum dritten Mal an diesem Tag Tränen in den Augen hatte. Können Sie mich verstehen?"

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