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Ach ja, so war das damals, wir in der Schule ...

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Montags gibt es bei meinen Gesprächen mit Lesern immer auch (meistens ein oder zwei Anrufe dazu) um ein und dasselbe Thema.  Erziehung oder die Fragen - wie mache ich bei meinem Kind alles richtig und warum machen andere Eltern es anders und ist das nicht falsch? Der Grund ist ein einfacher: Montags erscheint in der "Freien Presse" immer die Seite "Kind & Kegel". Bei den Artikeln geht es häufig um den richtigen Umgang mit den lieben Kleinen, während die Kollegin in ihrer Kolumne "Unter uns" meistens ebenfalls davon schreibt, wie bei ihr zu Hause die Sache mit der Erziehung läuft. Heute gab es auch einen Anruf, aber der war irgendwie anders: "Ich bin schon fast achtzig", sagte der Mann und gab mir damit zu verstehen, dass er sich schon lange nicht mehr mit Fragen der praktischen Erziehung beschäftigte, was ihn jedoch nicht davon abgehalten hat, zum Telefonhörer zu greifen: "Ich habe noch nie bei der Zeitung angerufen, weil mich etwas stört, aber was ich das heute auf dieser Seite gelesen habe, hat mich derart in Rage gebracht, dass ich jetzt nicht anders konnte, als zum Hörer zu greifen", sagte der Mann und bremste seinen Redefluss gar nichts erst, sondern sprach gleich weiter. Ich fasse mal zusammen:

Gelesen hatte der Senior den Artikel "Kluge Eltern mit 'schlauen' Kindern?". Aufgeregt hat ihn dabei, dass es offensichtlich viele Eltern gibt, die dazu neigen, ihre eigenen Leistungen in der Schule mit denen ihrer Sprösslinge zu vergleichen. Kompetenz müsse man ihm zugestehen, weil er 47 Jahre lang als Lehrer in Sachsen gearbeitet hat und deshalb die beiden Schulsysteme vor und nach der Wende gut kenne. Unbedingt klarstellen müsse man seiner Meinung nach dies: Zu DDR-Zeiten hätten 32 Prozent an richtigen Antworten beziehungsweise an fehlerfreien Teilen gereicht, um eine Vier zu bekommen; mit der Übernahme des westdeutschen Systems sei dieser Anteil auf Prozent gestiegen, was bedeutet: "Heute müssen die Kinder eine um 18 Prozentpunkte bessere Leistung bringen, um die gleiche Note zu bekommen, weshalb Eltern sich davor hüten sollten, den Kleinen zu sagen: Ich hatte früher bessere Noten als du, streng dich mal ein bisschen mehr an."

Ich war überfordert; mit diesem Thema kenne ich mich gar nicht aus, ach ... Deshalb habe ich dem Leser gesagt, dass ich diesen Hinweis sehr interessant finde und dass er mir einen Leserbrief dazu schreiben kann, den ich gerne veröffentlichen werde. Das wolle er lieber nicht tun, weil dann sein Name in der Zeitung stehe (als ehemaliger Lehrer und so), ich möge nur dafür sorgen, dass möglichst viele Menschen von seiner Kritik erfahren; über einen Internetanschluss verfügt er nicht, und deshalb ...

Doch das Thema hat mir keine Ruhe gelassen, weshalb ich in den nächsten Stunden alle Kollegen, die mir über den Weg liefen (oder in Konferenzen neben mir saßen) und die schon (etwas) älter sind und mittlerweile (fast) erwachsene Kinder haben, gefragt habe: "Hast Du Deinen Kindern früher gesagt, dass Du bessere Noten als sie in Schule hattest, damit sie sich mehr anstrengen?" Und dann ist etwas passiert, was ich wirklich für ein interessantes Thema halte: 100 Prozent der von mir befragten Redakteure haben beteuert, so etwas niemals zu ihren Sprösslingen gesagt zu haben. Denn diese einmütige Überzeugung hat mich dann wirklich nachdenklich gestimmt: Sind Journalisten bessere Eltern? Ober haben sie nur ...

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