Blog "Leser-Obmann": So geht es: Mit Mut zur Lücke

Wenn Leser mich anrufen, weil sie Dampf ablassen und einfach nur schimpfen wollen, dann fällt schon mal das eine oder andere unfeine Wort, mit dem Personen oder Gruppen von Menschen verunglimpft werden. Meinungen mit solchen Schimpfwörtern höre ich mir zwar an, aber das war's dann auch schon; weder hier im Blog noch in meiner Kolumne veröffentliche ich solche Ansichten. Höchst selten nehme ich mir die Freiheit, solche diskreditierenden  Ausdrücke durch akzeptable wertneutrale Synonyme zu ersetzen. Aber nur dann, wenn ich die Meinung ansonsten interessant finde. Nach drei Anrufen in dieser Woche kam mir noch eine andere Idee: Wenn der Satz ohne dieses Schimpfwort gerade so noch durchgeht, könnte ich ihn doch schreiben und an der betreffenden Stelle ein (...) einfügen. Ich versuch's mal:

Episode 1: "Können Sie mir mal sagen, was diese langbeinigen (...) zum Bruttosozialprodukt beitragen?" fragte mich ein Leser, weil er sich über die Welt der Models und Casting-Shows aufregen wollte und meinte, dass "Freie Presse" entsprechende Berichte und Fotos nicht mehr drucken sollte, sondern stattdessen mehr Artikel über Sport und Kleintierzucht.

Episode 2: "Ich glaube nicht, dass dieser (...) ein besserer Bundespräsident gewesen wäre", sagte ein Anrufer und erläuterte mir außerdem das grundsätzliche Problem der politischen Klasse, einen von der Persönlichkeit her geeigneten Kandidaten für das höchste Amt in Deutschland zu finden.

Episode 3: "Ich möchte künftig keine Artikel mehr über diesen Mann lesen. Er ist ganz bestimmt nicht der (...), sondern vielmehr ein (...), wie man sich ihn ausgeprägter und schlimmer kaum vorstellen kann", sagte eine Leserin, die den Artikel "Quoten-Sinkflug in der Todeszone" über die Premiere einer neuen ARD- Show mit Thomas Gottschalk zum Anlass genommen hatte, mir ebenso ausführlich und anschaulich zu schildern, was sie von dem Entertainer hält.

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