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Darf ich bitten: Der Ton macht die Musik

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Nachdem ich in der vergangenen Woche in der Kolumne "Wieder an Bord" geschrieben habe, dass ich künftig ein Gespräch beenden werde, wenn die Anrufer beleidigend oder in ihren Äußerungen zu extrem werden, habe ich jetzt zwei Probleme. Nämlich erstens die Antwort auf die Frage: Wann empfinde ich das als Beleidigung, was die Leser mir da sagen? Ich könnte natürlich einen Kodex aufsetzen mit Wörtern und Redewendungen, die ich als Beleidigung empfinde und dieser Liste mit der Zeit immer mehr Punkte hinzufügen. Aber wie ist das, wenn die Leser nicht mich, sondern die "Freie Presse" angehen oder über Redakteure mit einem unangebrachten Vokabular schimpfen? Dies mal vorneweg: Ich habe noch keine Antwort auf diese Frage. Ein Gespräch von heute hat mir aber deutlich gezeigt, dass ich daran arbeiten muss.

Womit ich bei meinem zweiten Problem bin: Wie schreibe ich in meinem Blog über diese Äußerungen von Lesern, ohne deren Vokabular zu wiederholen? Das möchte ich nämlich auf keinen Fall, weil ich diesen Anrufern nicht auch noch ein Forum für ihre im Ton nicht angemessene Kritik bieten möchte. Also bleibt mir nur diese Variante der Umschreibung. In diesem einen Gespräch - es ging um einen Bildartikel auf der ersten Seite der "Freien Presse" - sind folgende Äußerungen gefallen.

Erstens: Der Artikel sei das Endprodukt eines an Durchfall erkrankten Menschen auf einer eher nicht materiellen und möglicherweise vielleicht sogar transzendenten Ebene.

Zweitens (mit Bezug auf erstens): Die Zeitung sei deshalb ein Presseerzeugnis, das höchstens noch mit dem aus zerkleinertem Fleisch, mit Gewürzen angereicherten und in Därme gequetschten Nahrungsmittel zu vergleichen sei.

Drittens (mit Bezug auf erstens und zweitens): Der Redakteur, der diesen Artikel zu verantworten habe, gehöre in das Lager der Journalisten, die die  Fähigkeit des sauberen Schreibens verlernt haben und deshalb einem Vogel gleichen, der seine Nahrung gerne auch mal aus Pferdeäpfeln pickt.

Für diese Kritik hat der Leser weniger als 30 Sekunden gebraucht. Vor die Entscheidung, das Gespräch beenden zu müssen, wurde ich gar nicht gestellt, weil der Anrufer aufgelegt hatte, ohne sich zu verabschieden. Die drei verunglimpfenden Umschreibungen habe ich jedenfalls als solche eingeordnet, bei denen ich künftig die Anrufer auffordere: Es wäre schön, wenn sie eine weniger diskriminierende und verunglimpfende Wortwahl wählen würden.

Abschließend die Frage: Wer hat die drei tatsächlichen Wörter herausbekommen, ohne länger als drei Sekunden darüber nachzudenken? Wie immer gibt es bei mir nichts zu gewinnen.

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