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Auf meiner Liste mit  den Sätzen und Formulierungen, die Leser gern sagen, um dem Anliegen mehr Nachdruck zu verleihen, hat es heute eine völlig unerwartete Verschiebung in der Reihenfolge gegeben. Vom bislang vierten auf den ersten Platz hat sich die Redewendung "es kann doch wohl nicht wahr sein, dass ..." katapultiert, nachdem sich innerhalb von nur einer Stunde gleich vier Anrufer auf diese Feststellung berufen haben. Jeweils um  einen Platz nach unten durchgereicht wurden  "das müssen sie sich mal vorstellen", "das ist doch ein Skandal" und "das gehört unbedingt in die Zeitung". Dies waren die vier Gespräche:

Episode 1: "Ich wohne in Annaberg, mein Freund in Dresden, und immer wenn ich bei ihm bin, meistens an den Wochenenden, stelle ich fest, das dort das Benzin deutlich billiger ist", sagte eine Anruferin und vollendete ihr Anliegen: "Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass wir darunter leiden müssen und zur Kasse gebeten werden, nur weil wir im Erzgebirge wohnen."

Episode 2: "Gerade habe ich im Radio gehört", begannt ein Leser das Gespräch, ohne zu wissen, dass er damit den Finger in die Wunde aller Tageszeitungen legt, weil die Nachricht erst am nächsten Tag zu lesen ist, und fuhr fort: "Die Energiekonzerne wollen den Staat auf 15 Milliarden Euro Schadenersatz verklagen. Es kann doch wohl nicht wahr sein, dass sie dem Steuerzahler erst das Entsorgen des verstrahlten Mülls aufhalsen und dann auch Geld dafür kriegen sollen, damit der Müll erst gar nicht erst anfällt."

Episode 3: "Kürzlich war ich auf einer CDU-Veranstaltung", sagte mir ein Anrufer, während ich mich sehr zusammenreißen musste, dies nicht als eigentliche Nachricht anzusehen und entsprechend zu kommentieren, womit ich meine Überparteilichkeit stark in Frage gestellt hätte, also unterbrach ich ihn nicht und hörte deshalb weiter zu. "Es ging dort um den Klimawandel", sagte der Mann am anderen Ende der Leitung weiter und formulierte sein Anliegen: "Es kann doch nicht sein, dass dort ein einziger Vortragredner engagiert wird, von dem bekannt ist, dass er zu denen gehört, die den Klimawandel grundsätzlich anzweifeln."

Episode 4: "Ich bin sauer", bekannte eine Leserin und leitete damit ein, was sie auf die Palme gebracht hatte: "Jetzt habe ich schon wieder das Wort Platte in der Zeitung gelesen", sagte sie und nannte mir den Grund für ihren Anruf: "Es kann doch nicht wahr sein, dass wir nach mehr als 20 Jahren immer noch diskriminiert werden, nur weil wir in einem Neubaublock wohnen. Sie können uns gern besuchen und sich davon überzeugen, wie schön es hier ist."

Mit allen Anrufern habe ich noch eine Weile über die von ihnen angesprochenen Themen geredet, weil ich mich davor hüte, mit einer vielleicht ebenso stereotypen Floskel (wie ich sie privat manchmal verwende, wenn ich sage: Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert) zu antworten. Interessant ist da vielleicht die Dauer der vier Gespräche: Fast fünf Minuten habe ich mit Episode 4 geredet und nur wenige Sekunden kürzer mit Episode 3, während die Unterhaltung mit Episode 1 nicht einmal eine Minute gedauert hat und die mit Episode 2 weniger als eine halbe Minute. Verraten will ich nur dies: Das vierte Gespräch hat deshalb so lange gedauert, weil ich dies gesagt hatte: "Ich finde nicht, dass Platte ein negativ besetztes Wort ist." Das zweite Gespräch war deshalb so kurz, weil ich geantwortet hatte: "Steht morgen in der Zeitung."

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