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Doppelt verneint ist dann wohl ganz sicher
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Bei meinem wöchentlichen Rückblick auf die kleinen, aber nicht weniger aufschlussreichen Randnotizen in den Protokollen meiner Gespräche mit Lesern geht es heute um doppelte Negationen, die These "Konkurrenz belebt das Geschäft", verdrehte Redewendungen und um Mail, die dort ankommen, wo man sie hinschickt.
Episode 1: "Dieser Ansicht kann ich nicht in keiner Weise zustimmen", sagte mir ein Leser am Telefon und erhielt dazu von mir diese Antwort, nachdem ich ein paar Sekunden gebraucht hatte, mir des Inhalts auch sicher zu sein: "Ich freue mich, dass sie mit der Kollegin, die den Kommentar geschrieben hat, einer Meinung sind." Gespannt wartete ich auf die Reaktion. Der Leser brauchte einen Moment, dann war es fast ein lautes Rufen: "Wie bitte?" Mit leicht verständlichen Worten habe ich versucht, ihn auf die doppelte Negation hinzuweisen; ich glaube nicht, dass er mich am Ende nicht verstanden hat.
Episode 2: Der Leser hatte sich vorgestellt und gleich hinzugefügt, dass er die "Freie Presse" nicht abonniert hat, sondern nur dann kauft, wenn er weiß, dass er auch die Zeit haben wird, sie von vorne bis hinten durchzulesen, als er mir sagte: "Ich wünsche mir, dass es in Chemnitz eine zweite Tageszeitung gibt, damit die dann entstehende Konkurrenz das Geschäft belebt." Meine Antwort kam ohne zu zögern: "Ich nicht." Wir haben dann noch kurz darüber diskutiert, weil der Anrufer mir erzählt hat, dass er lange in Berlin gelebt hat, bevor ich ihn fragte: "In welcher Branche arbeiten Sie eigentlich?" Der Mann verriet mir, dass er eine Gastwirtschaft habe. Was mich zu diesem Fazit veranlasste: "Dann verstehe ich ihren Gedankengang natürlich viel besser." Seine Reaktion darauf: "Ich nicht."
Episode 3: Außerdem gab es in dieser Woche auch noch einen neuen Eintrag in meiner Liste der verdrehten Redewendungen. Allerdings begnüge ich mich heute mal mit der falschen Formulierung, die richtige mag jeder selbst herausfinden. Also die Leserin meinte: "Er (Anmerkung: Ein Bundespolitiker) gehört doch zu denen, die ihre Fahnen immer in den Wind wehen."
Episode 4: "Ich rufe an, weil ich fragen wollte, ob sie meine Mail bekommen haben", sagte ein Anrufer zu Beginn, nannte mir seinen Namen und das Thema, um das es in der Mail ging, und versuchte sich zu erinnern, wann er sie abgeschickt hatte; die Zeile mit dem Betreff hatte er nicht ausgefüllt: "Das muss so ungefähr zehn Tage her sein." Also machte ich mich auf die Suche; das ist eigentlich kein Problem, weil ich grundsätzlich keine Mails lösche, sondern in den unterschiedlichsten Ordnern speichere. Also fragte ich zur Sicherheit noch mal nach: "Sie haben die Mail wirklich an den Leser-Obmann geschickt und nicht an eine andere Adresse der Freien Presse?" Der Anrufer bestätigte mir das, also öffnete ich einen Ordner nach dem anderen und brauchte tatsächlich fast fünf Minuten, bis ich die Mail fand; sie war unter "An Lokalredaktion weitergeleitet und auf Reaktion warten" von mir abgelegt worden, das war aber schon drei Wochen her, der Mann hatte sich also etwas verschätzt. Also atmete ich tief durch, weil ich nicht gerne zugeben würde, dass mein System eine Schwachstelle hat, und fragte den Anrufer: "Um was geht es Ihnen jetzt genau in der Mail?" Der Leser antwortete mir: "Das steht doch alles drin, ich wollte nur wissen, ob sie angekommen ist."
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