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Ich weiß: Der Ball ist rund und muss ins Tor

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Betonen muss ich es eigentlich nicht extra, es versteht sich vermutlich von selbst: Anrufe von Lesern, bei denen es um die Fußballeuropameisterschaft beziehungsweise über die Berichterstattung darüber geht, erreichen mich fast täglich. Heute hat es zwei gegeben, die aus dem üblichen Rahmen herausragen. Nämlich deshalb:

Episode 1: "Es geht mir um den Bericht über Ronaldo", sagte der Leser und fuhr fort: "Ich möchte Ihnen dazu mal meine Meinung sagen." Da dieser Fußballer zu den ganz wenigen gehört, von denen ich nicht nur den Namen weiß, sondern sogar sagen kann, für welches Land sie spielen, musste ich nicht nachfragen, sondern konnte meine für diese Fälle übliche Reaktion formulieren: "Sagen Sie mir bitte, auf welcher Seite Sie den Artikel gelesen haben." Das Rascheln von Papier war nicht zu überhören, dann die Antwort, die ich befürchtet hatte: "Eine Seitenzahl kann ich nicht finden, im Sportteil halt." (Nur zur Information: Weil bei der "Freien Presse" die Sportseiten im Anschluss an den Lokalteil folgen und weil diese insgesamt 19 verschiedenen Ausgaben auch unterschiedlich viele Lokalseiten haben, muss beim Sportteil auf die Seitenzahlen verzichtet werden.) Also sagte ich, weil ich den Sportteil morgens beim Frühstück nur überflogen hatte: "Einen Augenblick bitte, ich versuche schnell, den Artikel zu finden." Nun war ich es, der Seiten blätterte in der Hoffnung, der Anrufer hört das und interpretiert es als Zeichen, sich weiter zu gedulden. Dann wurde ich fündig, zum Glück stand nämlich der Name des Fußballers in der Überschrift: "Das ist er ja, zweites Buch, letzte Seite." Der Mann war verwirrt, das erkannte ich an seiner Reaktion: "Buch? Letzte Seite?" (Nur zur Information: Die einzelnen Teile einer Zeitung nennt man Bücher.)

Natürlich ging ich darauf nicht weiter ein, sondern sagte nur (von nun an der Dialog im Wortlaut):
"Der Artikel liegt jetzt vor mir, um was geht es Ihnen denn genau."
"Um das Foto."
"Das sehe ich, meinen sie die zur Faust geballte Hand?"
"Ich sehe keine Faust."
"Natürlich, der Fußballer in der Mitte ist Ronaldo, er streckt seinen gebeugten Arm noch vorne und hebt die zur Faust geballte Hand."
"Bei mir kniet er."
(Weil es manchmal wegen der verschiedenen Druckzeiten der einzelnen Ausgaben unterschiedliche Sportseiten gibt, muss ich kurz überlegen, bevor ich zu dem Ergebnis kam, dass das hier nicht der Fall sein kann, weil das Spiel bereits am Sonntag stattgefunden hatte.)
"Das kann nicht sein."
"Ich bin doch nicht blind."
(Mir kam an dieser Stelle erstmals ein Verdacht.)
"Sie sprechen mit dem Leserobmann."
"Das weiß ich."
"Von der Freien Presse."
Schweigen.
"Hallo? Sind Sie noch da?"
Schweigen.
"Geht es Ihnen gut?"
Schweigen. Rascheln. Dann das Geräusch, das mir sagte: Der Mann hat aufgelegt.
Nun wollte ich aber Klarheit, ging in das Nachbarzimmer, wo die Ausgaben anderer Tageszeitungen liegen, und wurde schon bei der ersten fündig. Die Überschrift zum Foto des knienden Fußballers lautete: "Ronaldo - Düsenjet auf zwei Beinen". Ein schönes Bild, musste ich mir eingestehen, was die Kollegen da nachempfunden hatten. Respekt.

Episode 2: Auch dieses (viel kürzere Gespräch) im Wortlaut.
"Sind Sie der Obmann?"
"Das bin ich."
"Für die Zuschauer?"
"Für die Leser."
"Das macht nichts, kann ich Ihnen trotzdem meine Meinung zu den Übertragungen im Fernsehen sagen?"
"Das können Sie, aber ich bin mir sicher, dass ich nicht die richtige Adresse dafür bin."
"Egal, die Hauptsache ist, ich kann das jetzt mal loswerden. Oder können Sie meine Kritik weiterleiten?"
"Nein."
(Etwa drei Minuten lang hat mir der Anrufer erzählt, was ihm nicht gefällt, wenn Fußball im Fernsehen guckt; um was ganz konkret ging, konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, aber immerhin weiß ich, was eine Zeitlupe ist.)
"Vielen Dank."
"Keine Ursache, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."

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