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Ich brauche Rat: Lachen oder weinen?

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Es gibt diese Situationen, in denen man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll. Wie ich das meine? Dieses Beispiel verdeutlicht es wohl ganz gut: Kürzlich saß ich mit einer Dame (dieses Wort benutze ich ganz bewusst, um überhaupt keinen Raum für Spekulationen aufkommen zu lassen) in einem Straßencafé, meine Begleiterin hatte einen Pinot grigio bestellt; sie nippte am Glas, verzog ihr Gesicht und sagte nur ein Wort: "Lauwarm." Also rief sie den Kellner, machte ihn auf den nicht genießbaren Weißwein aufmerksam und verlangte eine Lösung für dieses Problem. Der Mann zog eine Augenbraue hoch, verschwand sofort, kam nach etwa einer halben Minute wieder, hatte einen Eiswürfel in der bloßen Hand und warf diesen ins Glas mit dem warmen Pinot grigio. So ähnlich wie in diesem Augenblick habe ich mich in dieser Woche auch einige Male bei meinen Gesprächen mit Lesern gefühlt:

Episode 1: "Hallo, wer ist da?", fragte mich eine Frauenstimme, nachdem ich mich wie immer mit Namen und Funktion vorgestellt hatte; also wiederholte ich das noch einmal. "Sind Sie dieser Redakteur, der ...?" fragte die Anruferin und machte eine Pause. Ich kenne das, denn es passiert öfter, dass den Lesern nicht gleich wieder einfällt, dass sie den Leser-Obmann angerufen haben. Aber ich falle ihnen niemals ins Wort, ich lasse sie für gewöhnlich weitersuchen. Die Frau nutzte ihre zweite Chance: "Kann ich bei Ihnen loswerden, wenn ich meine, dass ...?" sagte sie, und ich bekam langsam den Eindruck, dass ihr das nicht leicht fällt, mit mir zu reden. Und ich hatte Recht, denn ihre dritte Frage lautete: "Sind Sie der Mann, bei dem ich mich mal so richtig ausheulen kann?"

Episode 2: Es gibt Anrufer, die ich an der Stimme erkenne; sie greifen häufiger zum Telefonhörer, weil sie ihre Meinung zu einem Thema loswerden wollen. Das ist ihr gutes Recht, ich bremse ihren Redefluss eigentlich nie. Bis heute, als es doch passiert ist, wobei ich mir keiner Verfehlung bewusst bin: "Immer wenn ich das in der Zeitung lese, rege ich mich so sehr darüber auf, bis mir der Knoten platzt", sagte ein Leser und wollte sich damit in Stellung bringen, mir seine Ansicht zur Diskussion über die Beschneidung von Jungen aus religiösen Motiven heraus zu erläutern. Aber dazu kam es nicht, denn ich sagte (ich konnte es gar nicht verhindern, es rutschte mir einfach so raus): "Sie meinen Kragen." Der Leser schwieg, dachte wohl nach, bevor er mich fragte: "Wie meinen Sie das?" Also habe ich ihm erklärt, dass bei einem Menschen wohl der Knoten platzen kann (beispielsweise bei Sportlern) und sie anschließend zu einer größeren Leistung fähig sind (beispielsweise schneller laufen), dass einem aber der Kragen platzt, wenn man nicht mehr weiß, wohin man mit seiner Wut soll. Der Anrufer schwieg erneut, dachte wohl nach, bevor er mir mitteilte: "Mit Ihnen will ich nicht mehr reden", sagte er und legte auf.

Episode 3: "An der Kreuzung steht das Unkraut bereits meterhoch, so dass man fast nicht mehr darüber hinwegschauen kann, um die Straßen einzusehen. Es wird Zeit, dass die Gemeinde jemanden mit der Sense vorbeischickt", beschwerte sich eine Leserin bei mir in der Hoffnung, dass die Redaktion recherchiert und der Bürgermeister, bevor er umständlich die Frage beantworten muss, lieber sofort die Mitarbeiter seines Bauhofs losschickt, um das vermeintliche Ärgernis aus der Welt zu schaffen. Ich habe den Sachverhalt, wie ich das immer mache, aufgeschrieben (immer freundlich) und diese Zeilen dann mit einer Mail an die zuständige Lokalredaktion geschickt. Zehn Minuten später hat der Redaktionsleiter mir geantwortet: "Kollege B. wohnt ganz in der Nähe dieser Kreuzung, er fährt heute Abend vorbei und erledigt das selbst." Noch bevor ich darüber nachdenken konnte, wie das gemeint sein könnte, las ich nach den freundlichen Grüßen das PS: "Er fährt einen Geländewagen mit Allradantrieb."

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