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Einfache Frage: Bier oder nicht Bier?
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Grundsatzdiskussionen versuche ich bei meinen Gesprächen am Telefon zu vermeiden, weil der Leser meistens ohnehin immer auf seinem Standpunkt beharrt, weil er mich sonst gar nicht erst angerufen hätte; das hat also wenig Sinn. Die Anrufer teilen mir ihre Meinung mit und fühlen sich hinterher besser; alles ist gut. Doch manchmal kann ich es nicht lassen, obwohl ich genau weiß, dass ich damit nichts erreichen werde, beginne ich eine Diskussion um fundamentale Standpunkte zum Leben an sich und im Besonderen; ich fühle mich hinterher besser, und das ist auch nicht schlecht. Heute war es mal wieder soweit:
Der Anlass war eigentlich ein eher banaler: "Das Bier auf dem Fest hat drei Euro gekostet; ein unverschämter Preis für 0,4 Liter in einem Plastikbecher", teilte mir ein Leser mit und forderte mich auf, dafür zu sorgen, dass ein Redakteur in dieser Angelegenheit recherchiert und diesen Skandal öffentlich macht. Nun hätte ich es dabei bewenden lassen und dem Anrufer sagen können, dass ich dieses Thema an die zuständige Lokalredaktion weiterleite, um den Kollegen die Entscheidung zu überlassen, ob dieses Anliegen ein Thema ist oder eben nicht. Aber das habe ich nicht getan, vielmehr habe ich eine Frage gestellt: "Wenn Ihnen das Bier zu teuer war und es Ihnen aus einem Plastikbecher ohnehin nicht so gut schmeckt, warum haben Sie das Fest dann nicht genossen, ohne Bier zu trinken?" Der Mann war um eine Antwort nicht verlegen: "Feiern und Bier gehören für mich unverzichtbar zusammen, ohne zu trinken macht mir ein solches Fest keinen Spaß." Das war einleuchtend für mich, aber ich fragte den Anrufer nach der Konsequenz daraus: "Dann würde ich an Ihrer Stelle gar nichts erst zu einem Fest gehen, wo mir dann das Bier zu teuer ist, sondern ich würde es zu einer Frage des Prinzips erklären: Entweder feiern und teures Bier trinken oder nicht feiern und Geld sparen, weil ich keins für Bier ausgeben muss." Ich wusste, was ich tat, die Stimme des Lesers wurde deutlicher, energischer und lauter, er sagte:
"Aber das ist doch eindeutig Abzocke, und die kann man doch nicht so einfach hinnehmen, man muss sich doch dagegen wehren können, mit einem Artikel in der Zeitung beispielsweise", formulierte er seinen Unmut. Auf diesen Standpunkt war ich vorbereitet: "Das beste Mittel, sich gegen hohe Preise zu wehren, ist das Bier nicht zu kaufen, weil die Händler dann drauf sitzen bleiben und sich vielleicht überlegen, es beim nächsten Mal eventuell billiger zu verkaufen", argumentierte ich. Der Stein kam weiter ins Rollen, der Mann in der Leitung fühlte sich gedrängt, noch mehr Nachdruck in seine Stimme zu legen: "Aber ich will doch feiern, die Stimmung gefällt mir, ich bin mit Freunden da und wir können ordentlich die Sau rauslassen", hörte ich ihn sagen. Gerne hätte ich ihn gefragt, was er unter "die Sau rauslassen" versteht, aber ich wollte es auch nicht übertreiben, weswegen ich sein Gemüt zwar weiter in Wallung bringen wollte, meine Formulierung aber mit Bedacht wählte: "Wenn man beides nicht haben kann, muss man sich entscheiden, auch wenn es noch so schwer fällt; und wenn es dabei um den Kauf eines Produkts geht, gilt die Regel der Marktwirtschaft von Angebot und Nachfrage, weil ich den Anbieter in seiner Überzeugung stärke, der Preis sei korrekt und die Ware diese Summe wert, wenn ich es kaufe, wobei ich ihm deutlich ein Signal gebe, dass der Preis unverschämt hoch sei, weil das Produkt eben nicht erwerbe."
Was es genau war, was dann das Ende dieser Diskussion einleitete, weiß ich nicht, aber ich vermute, dass es das Wort "Marktwirtschaft" war, was den Leser schließlich zu der Überzeugung kommen ließ, die er mir mit diesen Worten mitteilte: "Sie verstehen mich nicht; und ich weiß nicht warum. Mir geht es um Wucher und Abzocke, und Sie reden von irgendwelchen Regeln." Zumindest konnte ich den Mann, der sich ohne Zweifel immer noch mit seinem Ärger auseinandersetzen musste, weil er ihn bei mir nicht abladen konnte, etwas beruhigen, weil ich ihm versprach, die Redaktion über seinen Anruf zu informieren. Und wenn ich in den nächsten Tagen in der Zeitung etwas über zu hohe Bierpreise bei einem Volksfest lese, weiß ich, dass auch ich meine Grundüberzeugungen manchmal überdenken sollte; warten wir's einfach ab.
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