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Kleine Nachtmusik

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Von Zeit zu Zeit sind die Finnen wie von Sinnen. Wenn jemand aus dem Land zwischen dem 60. und 70. Breitengrad mal eine Eingebung hat, dann kommen dabei aufsehenerregende Dinge heraus - biologisch abbaubare OP-Schrauben zum Beispiel, Computerspiele à la Angry Birds oder abgefahrene Musik. Und da reden wir nicht von Jean Sibelius oder Lordi. Sondern von Hannu Toivonen.

Toivonen ist Professor an der Universität in Helsinki und eigentlich kein Komponist. Dennoch hat er auf seine Art ein völlig neues Klanguniversum erschlossen. In unserem Kopf. Wer sich immer schon gefragt hat, was es bedeutet, wenn jemand sagt, "den Seinen gibt´s der Herr im Schlaf", der erhält nun dank Hannu Toivonen eine klangschöne Antwort. Der finnische Computer-Spezialist hat ein Verfahren entwickelt, um Schlaf zu vertonen. Dabei geht es nicht darum, Schnarchkonzerte aufzunehmen oder allgemeines Traum-Gebrabbel neu zu arrangieren. Vielmehr setzt Hannu Toivonen eine Art Schlafwandler ein - einen Sensor, der Schlafphasen, Bewegungen, Pulsrate und Atemrhythmus aufzeichnet und mithilfe einer Software in Klaviermusik umsetzt. Aus den Daten eines Acht-Stunden-Schlafs entsteht so ein einzigartiges Stück von wenigen Minuten, eine kleine Nachtmusik also, die je nach Schlafmuster ganz verschieden ausfallen kann - mal leicht und beschwingt, dann wieder schwermütig und getragen.

Sinn des Ganzen ist es, alternative Methoden zu entwickeln, um Daten nicht bloß zu analysieren, sondern zu erleben. Weil Musik ganz unterschiedliche Gefühle auszulösen vermag, liefern die über Nacht entstandenen Stücke einen völlig anderen Zugang zu Daten. Sprichwörtlich eingebettet ist das Verfahren in ein kommerzielles Projekt namens Beddit, das schlaflosen Zeitgenossen wieder zu echter Nachtruhe verhelfen soll. Per E-Mail erhalten Nutzer jeden Morgen einen Bericht über ihre Schlafdaten und können anhand eines Tagebuchs, das sie parallel führen, schrittweise Störfaktoren aufdecken und abschalten. Im Erfolgsfall sind nicht nur die Daten weniger aufwühlend, sondern auch die jeweilige Musik. Eine Webseite zeigt bereits, wie es um den Schlaf mehrerer Testpersonen bestellt ist. Die Glücklichen geben ihrem Stück Schnarch-und-Schlummer-Titel wie "Zzzzzz....", die Unglücklichen dagegen nennen das Ganze "Another one bites the (sleep) dust", frei übersetzt: "Noch einer beißt ins (Schlaf-)Gras."


http://sleepmusicalization.net/song

 

Von Ronny Strobel

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