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Im Osten geht nicht nur die Sonne auf

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Dies ist ein Aufruf, eigentlich eine Frage in den unergründlichen Raum des virtuellen Netzes gestellt, denn ich habe keine andere Wahl, ich will es wissen. Angesprochen fühlen sollen sich nur Leute, die in Sachsen geboren wurden und sich gar nicht mehr oder nur noch ganz schwach an die DDR erinnern können (also so etwa ab 1986 geborene Menschen). Um dieses Problem geht es, dies ist meine Frage; die vertraute persönliche Anrede sei mir verziehen: Fühlt Ihr euch diskriminiert, diskreditiert oder in der Würde verletzt, wenn ich Euch als Ostdeutsche bezeichnen würde? Wenn ich behaupten würde, dass Ihr in Ostdeutschland lebt und deshalb heute vielleicht mit besonderen Lebensbedingungen fertig werden müsst? Wenn Ihr in der Zeitung lest, dass (beispielsweise) der Fußball im Osten auch nicht mehr das ist, was er mal war? Warum ich das wissen will? Darum:

Gestern stand auf der ersten Seite der "Freien Presse" der Artikel "Ost-Männchen darf im Westen bleiben". (Es ging um das Ampelmännchen mit Hut, das auch in einer schwäbischen Stadt blinken soll.) Drei Leser haben mich deswegen angerufen, zwei davon wegen dieses Themas nicht zum ersten Mal. Und alle warfen mir (also der Zeitung) vor: Wann hört die "Freie Presse" endlich damit auf, unser Land in zwei Teile zu unterteilen, als würde es die innerdeutsche Grenze und damit auch die Mauer immer noch geben? Das verletzt die Menschen in Sachsen und gibt ihnen das Gefühl, Bürger zweiter Klasse zu sein.

Solche Anrufe gibt es häufiger, eigentlich immer dann, wenn über den Osten oder Ostdeutschland etwas in der Zeitung steht. Hier im Blog habe ich bereits einmal darüber geschrieben, als die Überschrift "Der Papst kommt in den Osten" zu lesen war und der Anrufer gemeint hat, dass das Kirchenoberhaupt doch nach Erfurt reise, die Stadt aber in der Mitte von Deutschland liege und diese Formulierung deshalb diskriminierend sei, weil sie den Eindruck erwecke, das Land sei nach wie vor geteilt. Damals habe ich mit dem Leser diskutiert, auch gestern habe dreimal die Debatte nicht gescheut, und unter anderem führe ich immer dieses Argument an: Niemand, der unmittelbar vor oder nach der Wende geboren wurde und sich nicht an die DDR erinnern kann, empfindet die Bezeichnungen "Osten" oder "Ostdeutschland" als abwertend oder fühlt sich dadurch in seiner Würde angegriffen; vielmehr würden die Menschen das nur noch als geografische Unterteilung verstehen. Wirklich ausnahmslos immer bestreiten dies die Leser am Telefon, weil sie davon ausgehen, dass auch die jüngere Generation höchst empfindsam auf dieses Thema reagiere und durchaus sich in ihrem Selbstverständnis angegriffen fühle, wenn man sie als Ostdeutsche bezeichnet.

Und nun noch einmal meine Frage: Ist das wirklich so?

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