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Vorsicht Verschwörung: Nur alte Ware

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Lange hat es gedauert, fast ein Jahr ist es her, doch jetzt ist es wieder soweit: Es gibt eine neue Verschwörungstheorie, die ein Leser als solche erkannt und weswegen er mich angerufen hat, damit die Kollegen in der Redaktion darüber möglichst bald einen investigativen Bericht schreiben und so dazu beitragen, dass diesen womöglich kriminellen Elementen in unserer Gesellschaft endlich das verwerfliche Handwerk gelegt wird. In einem Satz lässt sich zusammenfassen, was von den Mitgliedern dieses geheimen Zusammenschlusses zum Nachteil von vielen Menschen gemacht wird und was man öffentlich an den Pranger stellen sollte, damit dieses böse Tun endlich ein Ende hat, und dieser Satz lautet: Bäcker verkaufen alte Ware.

"Das Brot war mindestens von gestern, wenn nicht sogar noch älter", sagte mir der Mann in der Leitung, und seiner Stimme war anzuhören, dass er mächtig sauer war, weil nämlich außerdem dies noch passiert war: "Ein paar Tage später habe ich dort Kuchen gekauft, der eindeutig nicht frisch war und offensichtlich aus dem Kühlschrank kam", erklärte er mir weiter, bevor er von mir eine Reaktion erwartete, die er dann auch bekam: "Also ich würde bei diesem Bäcker nicht mehr einkaufen und mir einen anderen suchen", erwiderte ich, und das war eindeutig das, was der Anrufer ganz bestimmt nicht hören wollte. Denn seine Stimme wurde noch etwas lauter, als er mit Nachdruck mir zu verstehen gab: "Glauben Sie, auf diese Idee wäre ich nicht selbst gekommen? Natürlich bin ich zu einem anderen Bäcker gegangen, auch wenn das fast einen halben Kilometer mehr an Fußweg für mich bedeutet." Doch das Drama nahm seinen Lauf, weil dann dies sich ereignet hat: "Dort ist es mir in der Woche drauf wieder passiert: Eindeutig Brötchen, die man aufgebacken hatte, um sie noch verkaufen zu können." In der Wörterflut, die anschließend noch über mich hernieder prasselte, kamen die Worte "Skandal" und "Frechheit" mehr als einmal vor. Den Gipfel bei der Beschreibung dieser Machenschaften hatte der Mann aber erst erreicht, als er mir davon berichtete: "Und was soll ich Ihnen sagen: Meine Kumpel, der im Nachbarort wohnt, hat mir erzählt, das ihm so etwas bei seinem Bäcker auch schon öfter passiert ist; nur dass er nicht woanders hingehen kann, weil es dort nur einen gibt", erzählte mir der Leser, bevor er mich damit konfrontierte: "Und jetzt frage ich Sie: Glauben Sie, dass die Bäcker sich untereinander darauf einigen, dass sie es alle machen, damit sich alle sicher sein können, keine Kunden zu verlieren, sobald jemand dahinter gekommen ist?"

Was ich tatsächlich glaubte, wollte ich dem Mann nicht sagen, aber was er von mir hörte, war eindeutig nicht weniger in seinem Sinn: "Haben Sie den Bäcker mal darauf angesprochen und mit dem Vorwurf konfrontiert, aufgebackte oder Ware vom Vortag zu verkaufen?" fragte ich ihn, und dies war seine Antwort: "Natürlich nicht, was glauben denn Sie, was der mir erzählt hätte, wohl kaum die Wahrheit. Aber deshalb rufe ich doch Sie an, die Leute bei der Zeitung haben doch ganz andere Möglichkeiten, einer solchen Sache auf den Grund zu gehen, oder nicht?" Ich habe dem Mann versichert, die Kollegen in der zuständigen Lokalredaktion darüber zu informieren und ihnen die Entscheidung zu überlassen, aus diesem "Bäckerverschwörung" eine Geschichte für die Zeitung zu machen. Das reichte ihm, er hat sich verabschiedet und aufgelegt, während ich dachte: Wie wahr, der Mensch lebt nicht vom Brot allein.

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