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Und die Welt dreht sich weiter: Bis dann
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Bis um kurz nach zehn war ich davon ausgegangen, dass ich heute in meinem Blog einen launigen Text schreibe; entweder über die Tatsache, dass es vermutlich mein letzter sein wird, weil doch morgen die Welt untergeht; zweitens wollte ich darüber informieren, dass ich mal ein paar Tage (Urlaub bis Jahresende) nicht im Büro sitze und deshalb auch mein Blog eine kleine Pause einlegt. Für beide Themen waren mir bereits ebenso hintergründige wie (hoffentlich) geistreiche Formulierungen eingefallen. Nun aber muss ich gestehen: Ich habe keine Lust mehr darauf, sie ist mir nach zwei Gesprächen mit Lesern gründlich vergangen. Nach Spaß steht mir jetzt nicht der Sinn, ich bitte um Nachsicht, weil ich noch dies verdauen muss:
Eine Leserin hat mir mit deutlichen Worten und etwa fünf Minuten lang erklärt, dass Knaben im Säuglingsalter noch über kein ausgeprägtes Schmerzempfinden verfügen, wofür es wissenschaftliche Belege gebe, und dass es deshalb kein Problem sei, wenn man ihnen aus religiösen Gründen die Vorhaut abschneidet. Dieser Anruf war ein Reaktion auf die beiden Leserbriefe auf der aktuellen Seite Leserforum, in denen zwei Leser die Meinung vertreten, dass das neue Gesetz, das eine Beschneidung von Knaben unter bestimmten Voraussetzungen erlaubt, mit der im Grundgesetz verankerten Menschenwürde und dem Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht vereinbar sei. Ich habe der Frau meine ganz persönliche Meinung mitgeteilt, woraufhin sie meinte, dass es dann allerdings kein Wunder sei, dass nur diese beiden Leserbriefe abgedruckt worden seien. Dass es nur diese beiden gab, wollte sie mir nicht glauben.
Eine andere Leserin wollte mit mir darüber diskutieren, dass der Streit über das Für und Wider einer Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen in keinem Verhältnis dazu stehe, dass in Deutschland täglich hunderte Kinder ermordet werden, weil sie, ungeboren im Mutterleib, einer Abtreibung zum Opfer fallen. Ich habe das Gespräch darüber abgelehnt, weil ich vor Monaten, als die Debatte über die laut einem Gerichtsurteil strafrechtlich relevante Beschneidung losgetreten worden war, die Erfahrung gemacht habe, dass Unterhaltungen mit einem Bezug auf diese Thema niemals fruchtbar verlaufen können. Denn die Leser, die mich genau deswegen angerufen haben, waren niemals auch nur ansatzweise für das Argument zugänglich, dass es sich um zwei vollkommen verschiedene Probleme handelt und dass Vergleiche deshalb nicht vertretbar sind. Dies ist meine Meinung, und ich weiß, dass man auch darüber sich streiten könnte, doch kann ich sie, genauso wie meine persönliche Einstellung zu Schwangerschaftsabbrüchen, und will ich sie auch nicht ausblenden, wenn ich mit Lesern spreche. Und deshalb habe ich auch heute dieser Leserin gesagt: Ich habe Ihre Meinung verstanden, sie aufgeschrieben, und ich werde die Redaktion darüber informieren.
Von ganzem Herzen wünsche ich Euch und Ihnen allen eine ebenso friedvolle wie besinnliche Weihnachtszeit und einen von möglichst vielen Glücksmomenten erfüllten Jahreswechsel, dessen Höhepunkt sein sollte (wieder meine ganz persönliche Meinung), dass man um Mitternacht den Menschen in die Arme nehmen kann und küssen darf, den man ganz schrecklich lieb hat.
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