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Und mein Bauch schweigt fein still

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Nach meiner "Sprechstunde" zwischen zehn und zwölf schaue ich mir stets in meinen Notizen die Liste der Gespräche an und überlege, welches sich davon für einen Eintrag in meinem Blog eignet. Und ich gebe zu, dass ich zwar über Inhalt und Unterhaltungswert als mögliche Kriterien nachdenke, doch letztendlich vertraue ich immer meinem Bauchgefühl, das mir meistens unmissverständlich mitteilt, dass diese Unterhaltung mit einem Leser von Interesse für die Allgemeinheit sein dürfte. Was soll ich sagen: Es ist jetzt kurz nach zwölf, ich habe die zehn Gespräche noch einmal überflogen - und mein Bauch schweigt. Keine Chance, da rührt sich nichts, da hilft auch keine Schokolade, der Moment innerlicher Einkehr ist wirkungslos vorüber gegangen. Also bleibt mir heute nur dies: Folgende Unterhaltungen mit Lesern hat es heute gegeben:

10.02 Uhr: "Meine Frau ist ein Schlagloch getreten, dabei gestürzt und hat sich den Fuß verstaucht", teilte mir ein Anrufer mit und reichte diese Frage nach: "Wissen Sie, ob ich die Gemeindeverwaltung wegen Schadenersatz belangen kann?" (Meine Antwort: "Ich kläre das und entweder ich rufe zurück oder ein Kollege meldet sich.")

10.09 Uhr: "Nach dem Kirchtag vergangenes Jahr in Dresden hatte ich mich darüber beschwert, dass für eine solche Veranstaltung so viel Geld aus öffentlichen Haushalten ausgegeben wird", sagte eine Leserin und nannte mir das eigentliche Anliegen: "Damals habe ich mir sagen lassen müssen, dass der Kirchentag einen Nutzen für das soziale Allgemeinwohl haben würde, weshalb ich Sie jetzt bitten möchte: Setzen Sie doch bitte mal einen Artikel in die Zeitung, ob diese positive Wirkung auch tatsächlich eingetreten ist." (Meine Antwort: "Vielen Dank, ich informiere die Redaktion darüber.")

10.17 Uhr: "Ich habe zum Jahreswechsel etwas in der Zeitung vermisst", meinte eine Leserin und wollte fortfahren, mir ihr Anliegen weiter zu erklären, als ich sie unterbrach, weil ich angesichts vorangegangener Anrufe zu diesem Thema bereits des Gegenstand des Missfallens erahnte, und deshalb diese Frage stellte: "Glauben Sie etwa wirklich an Horoskope?" (Die Antwort der Leserin: "Nicht wirklich, aber interessant finde ich sie trotzdem.")

10.32 Uhr: "Glauben Sie, dass Berichte über Biathlon und Übertragungen von solchen Veranstaltungen und Wettbewerben nur wenige Wochen nach dem Amoklauf mit 26 Toten in einer Grundschule in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut wirklich angebracht sind?", wollte eine Leserin von mir wissen. (Meine Antwort: "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, ich werde das nachholen.")

10.51 Uhr: "Über die Pflegeversicherung bekommen wir nur eine Einlage pro Tag, mein Mann braucht aber unbedingt zwei. Können Sie mir weiterhelfen und mir sagen, an wen ich mich wenden muss, um gegen diese Entscheidung vorgehen zu können?", fragte mich eine Anruferin. (Meine Antwort: "Ich gebe das an den zuständigen Fachredakteur weiter, er meldet sich bei Ihnen.")

11.03 Uhr: "In der Silvester-Ausgabe Ihrer Zeitung gab es einen Bericht über 'Dinner for One' mit der Überschrift 'Zeitlose Zoten'", erklärte mir eine Leserin und fügte hinzu: "Laut meinem Lexikon bedeutet zotig immer auch unanständig. Und das trifft auf diesen Sketch doch wohl nicht zu, oder was meinen Sie?" (Meine Antwort: "Das stimmt, aber über die Bedeutung von Zoten muss ich mich erst sachkundig machen. Ich rufe zurück.")

11.10 Uhr: "Ich habe ein Probeabo abgeschlossen, über 14 Tage, und möchte jetzt von Ihnen gerne wissen, ob ...", sagte ein Leser, kam aber nicht weiter, weil ich ihm ins Wort fiel und sagte: "Einen Augenblick bitte, ich verbinde Sie mit einer dafür zuständigen Mitarbeiterin unserer Service-Abteilung."

11.15 Uhr: "Ich habe die Heizölpreise in der Zeitung vermisst", beschwerte sich ein Leser. (Die Antwort eines Redakteurs, den ich deswegen angerufen habe: "Ich auch."

11.20 Uhr: "Am liebsten würde ich Ihnen das Lied jetzt gerne mal vorsingen, es geht mir sowieso gerade nicht aus dem Ohr", begann eine Leserin das Gespräch mit mir, beschränkte sich dann aber doch auf diesen Hinweis: "Nicht Richard Tauber ist, wie heute in der Zeitung zu lesen ist, mit 'Ein Lied geht um die Welt' berühmt geworden, sondern Joseph Schmidt." (Meine Antwort: "Wollen wir mal gemeinsam singen, gleich jetzt?")

11.43 Uhr: "Bin ich bei Ihnen richtig, wenn ich mich darüber beschweren will, dass die ShowView-Zahlen nicht mehr in der Fernsehbeilage abgedruckt werden?", fragte mich ein Leser und erhielt von mir die Antwort: "Die sind schon vor fast zwei Jahren abgeschafft worden, weil der Verlag, der die Zeitung rtv herausgibt, davon ausgegangen ist, dass kaum noch jemand ein Gerät besitzt, das mit ShowView-Zahlen arbeitet und dass man lieber mehr Informationen über die Programminhalte druck will." (Die Reaktion des Lesers: Auf eine Wiederholung der Wortwahl möchte ich verzichten, der Inhalt ließe sich am besten mit "Wut und Ärger" beschreiben.)

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