Blog "Leser-Obmann": Da waren sie wieder, meine drei Probleme

Das ist nicht neu, ich weiß, es muss nur nochmal als Einleitung herhalten: Durchschnittlich alle drei bis vier Tage ruft mich ein Leser an, weil er mit mir über die Rubrik "Leute heute" reden möchte. Zwei Gründe gibt es meistens dafür: Entweder ist sich der Anrufer ganz sicher, dass das nicht stimmt, was dort zu lesen ist, weil er sich viel besser auskennt, oder er stellt mir, weil er davon ausgeht, dass ich die richtige Adresse dafür bin, diese Frage: Wen interessiert das? Heute gab es (fast hätte ich "den wöchentlichen" hinzugefügt) wieder einen Anrufer, der mit mir über diese journalistische Aufarbeitung von Klatsch und Tratsch in der Zeitung reden wollte. Doch sein Anliegen war ein anderes, es war eine echte Premiere. Die Vorzeichen waren nämlich verkehrte.

"Sie schreiben da doch immer über die Stars", begann der Leser das Gespräch und nannte als Beispiele für mögliche Anlässe für die Nachrichten über mehr oder weniger prominente Menschen unter anderem Schwangerschaften, Scheidungen, Probleme mit dem Finanzamt, uneheliche Kinder, Seitensprünge und Alkoholexzesse. (Ganz nebenbei: Wie die Steuerbehörde in diese Liste kommen könnte, ist mir schleierhaft.) Weil ich ihm nicht widersprochen habe, denn in diesem Sinne will ich mein Schweigen stets verstanden wissen, durfte der Mann am anderen Ende der Leitung ohne Unterbrechung fortfahren: "Nun warte ich schon seit Wochen auf eine ganz bestimmte Nachricht, aber sie kommt einfach nicht. Und nun möchte ich wissen, warum das so ist. Können Sie mir das erklären?"

Diese außergewöhnliche Wendung möchte ich betont herausstellen: Der Leser hat angerufen, weil er etwas nicht unter der Rubrik "Leute heute" gelesen hatte. Das war bislang noch nie dagewesen.

An dieser Stelle würde ich gerne diesen Blogeintrag beenden; ich würde kneifen, wenn ich das täte, und als Feigling will ich nicht dastehen, deshalb löse ich das Rätsel noch auf. Denn das Ende des Gesprächs reichte mir nicht gerade zur Ehre, ein bisschen habe ich mich sogar dafür geschämt. Denn der Mann hat mir natürlich noch gesagt, welche Information über welchen Star er gerne möglichst bald in der "Freien Presse" lesen würde. Es hat diese Frage sogar dramaturgisch aufgewertet so eingeleitet: "Ich habe im Fernsehen darauf geachtet, auch im Radio, seit Monaten schon, selbst im Internet habe ich nach einer Antwort gesucht, nirgendwo bin ich fündig geworden: Was ist aus Helmut Lotti geworden? Warum tritt er öffentlich nicht mehr in Erscheinung? Ist er krank? Ist ihm etwas Schlimmes passiert? Jahrelang hörte ich seine wunderbare Stimme immer und überall, und auf einmal ist es still um ihn geworden. Kann die Zeitung da nicht mal nachforschen und einen Bericht darüber schreiben?"

Als großer Fan von Otto darf ich mir diese Formulierung (aus seinem ersten Film) einmal ausborgen: Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Ich habe kein Fernsehen, ich singe andere Lieder, ich weiß nicht, wer Helmut Lotti ist.

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