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Warum nicht: Ich wünsch mir auch mal was

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Zu meinen Lieblingssprüchen gehört dieser: "Das Leben ist nun mal kein Wunschkonzert." Allerdings habe ich jetzt ein paar Tage hinter mir, an denen ich häufiger gedacht habe: Wenn das Leben ein Wunschkonzert wäre, bin ich davon überzeugt, wäre ich die ideale Besetzung, wenn es um die Vergabe des Postens eines Moderators geht. Warum? Deshalb:

Episode 1: "In unserem Stadtteil gibt es keinen Lebensmittelsupermarkt", beklagte sich eine Leserin bei mir und meinte: "Wenn Sie in der Zeitung mal darüber schreiben, dann tut sich vielleicht was." Dass ich dieses Thema den Kollegen in der zuständigen Lokalredaktion vorschlagen werde, hat der Frau gereicht, doch hinzugefügt hat sie noch dies: "Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann doch bitte einen Lidl oder Aldi und nicht Rewe, den kann ich mir nämlich nicht leisten."

Episode 2: "Manchmal würde ich mir von Ihnen etwas mehr Objektivität wünschen", sagte mir ein Leser und nannte mir den Grund dafür: "In diesem Artikel kommt nur die Meinung eines einzelnen Mannes zum Tragen." Es hat etwas gedauert, bis ich die Seite und den Bericht gefunden hatte, dann aber war sicher, die richtige Antwort auf diese Kritik zu haben: "Aber das ist doch ein Interview." Der Anrufer zögerte nicht mit seiner Erwiderung: "Das ist mir doch egal, es gibt eben auch andere Meinungen, und die gehören nicht weniger in die Zeitung."

Episode 3: "Da werden Sie mir sicher zustimmen", sagte eine Leserin und formulierte ihre Bitte unverblümt: "Ich wünsche mir ein langes Leben." Weil sofort ein Lachen, eigentlich mehr ein Kichern in der Leitung zu hören war, schwieg ich  angesichts dessen, was ich da gerade wahrgenommen hatte, weshalb die Frau, nachdem sie ihren Atem wieder etwas unter Kontrolle hatte, mir den Grund für ihren etwas eigennützigen Wunsch nannte: "Nachdem ich den Artikel über den von den Behörden für tot erklärten munteren Rentner gelesen hatte, fiel mir ein, dass ich von der Telekom auch schon mal ins Grab gebracht worden bin, was mir hinterher auch nicht gerade wenig Mühe bereitet hat, wieder unter die mit einem Telefonanschluss gesegneten Lebenden zu kommen." Also habe ich der 83-jährigen Frau noch gesagt: "Das haben sie recht, ich wünsche Ihnen auch ein langes Leben."

Episode 4: "Nachdem ich den Artikel über den sächsischen Innenminister gelesen habe, dem man einen sicheren Wahlkreis in Dresden zuschanzen will, damit er in den nächsten Landtag kommt, ist mir die Galle hochgekommen", teilte mir ein Leser mit. Denn seiner Ansicht nach könne es doch nicht sein, dass auf der einen Seite der völlig aufgebähte Landtag nicht endlich auf weit weniger als 100 Abgeordnete verkleinert wird, während man hier einem Politiker mal ebenso zu einem Direktmandat verhilft, nur damit er sich keine Sorgen machen muss. Der Mann formulierte unmissverständlich: "Hoffentlich wird er nicht gewählt, das wünsche ich mir."

Episode 5: Vier Leser haben mich heute wegen der Reportage "Ein Beitrag - viel Ärger" über die Reform der Rundfunkgebühren auf der Seite Zeitgeschehen angerufen. Alle mit dem gleichen Tenor, der eine Frage ist: Was kann man tun, um gegen dies himmelschreiende Ungerechtigkeit vorzugehen, dass man für das Fernsehen bezahlen muss, obwohl man aus Überzeugung gar kein Gerät besitzt? Bei allen vier Gesprächen habe ich diesen Satz gesagt: "Ich wünsche mir, dass jemand Klage beim Bundesverfassungsgericht einreicht und dies die neue Regelung kippt." Womit ich bei einem Gewissenskonflikt angekommen bin: Darf ich mir als Moderator selbst das Wort erteilen?

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