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Der Streit an sich ist schon zuviel
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Bei mir war das um 6.13 Uhr so: Ich habe die Zeitung aufgeschlagen und (auf der Seite "Zeitgeschehen") die Fratze der selten dämlich blickenden Sonja Zietlow, die eine Kakerlake lutschende Fiona Erdmann und die mit ihrer nur halbherzig von ihr kaschierten Männlichkeit kokettierende Olivia Jones gesehen und gedacht: Bloß nicht, auf keinen Fall, weg damit, ich will das meinen Augen nicht antun, nicht lesen, nicht einmal darüber nachdenken. Und ich habe weitergeblättert, nicht eine Sekunde länger dafür verschwendet, darüber nachzudenken, warum es dieses Phänomen "Dschungelcamp" überhaupt gibt. Denn ich bin ein wahrer Meister in der Fähigkeit des "Überlesens von Artikeln, von denen ich weiß, dass allein das Thema mich aufregt, weshalb ich mir das nicht antun muss". (Berichte über Lance Armstrong lese ich übrigens auch nicht mehr). Also war das Thema für mich abgehakt, der Morgen-Earl-Grey (mit Sahne) durfte mir weiter schmecken. Das war aber, was ich zwar ahnte und deshalb den Artikel einschließlich "Pro & Contra" auch noch lesen musste, aber nicht wahrhaben wollte, nur die Ruhe vor dem Sturm. Irgendwann war es dann 10 Uhr und meine Telefon freigeschaltet.
Und drei Leserinnen (was nicht repräsentativ ist, weil nach der Vorstellung der Kandidaten auf der Seite "Aus aller Welt" vor zehn Tagen waren es mehr Männer als Frauen) haben mich angerufen - kein Gespräch dauerte weniger als zehn Minuten, was schon im Vergleich zum Durchschnitt eine Leistung ist - und wollten mit mir darüber reden; nicht über das "Dschungelcamp" an sich, sondern vielmehr über diese Fragen: "Wie kann sich die Zeitung nur auf dieses unterste Niveau begeben?" formulierte eine Anruferin eindeutig als solche gedachte Suggestivfrage. "Das hätte ich von meiner Heimatzeitung niemals erwartet", sagte die zweite Frau in der Leitung und gebrauchte anschließend mehrmals das Wort "seriös". Die dritte Leserin haute mir einen Vergleich um die Ohren: "Wenn ich die Bild lesen will, würde ich sie mir kaufen; aber das habe ich noch nie in meinem Leben getan, das werde ich auch ganz bestimmt nicht tun. Aber ob ich Ihre Zeitung weiter lesen möchte, werde ich mir nach der heutigen Ausgabe ganz genau überlegen."
Über das "Dschungelcamp" möchte ich kein Wort mehr verlieren; streiten sollen andere darüber, ich will am liebsten nicht einmal mehr das, das können andere gerne weiter machen, ich nicht. An dieser Stelle möchte ich vielmehr mein Unverständnis zum Ausdruck bringen, was damit beginnt, dass ich mein Versagen eingestehen muss: Bei diesen drei Leserinnen bin ich nämlich ebenso wie bei fast allen vorangegangenen Anrufern damit gescheitert, sie davon zu überzeugen, dass es dieser TV-Müll nicht einmal wert ist, sich persönlich überhaupt damit zu beschäftigen und sich sogar noch darüber aufzuregen; auch wenn fast acht Millionen Menschen die Auftaktsendung gesehen haben und diese Zahl möglicherweise eine gesellschaftliche Relevanz suggeriert, das spielt keine Rolle. Alle Anrufer haben mir zu verstehen gegeben, dass sie dazu nicht in der Lage sind; nachvollziehbare Gründe dafür konnten sie mir nicht nennen, eine Leserin formulierte es als "traumatisches Bauchgefühl".
Das war noch einleuchtend für mich, kenne ich doch auch solche Themen. Aber was ich nicht verstehen kann, ist dies: Alle Leser habe ich gebeten, mir doch ein oder vielleicht auch zwei anderen Themen zu nennen, bei denen es ihnen ähnlich ergeht und sie sich über das Problem an sich ganz fürchterlich ärgern, wobei sie aber niemals auf die Idee kämmen, sich darüber zu aufzuregen, dass in der "Freien Presse" ein Artikel darüber zu lesen ist. Was soll ich sagen: Kein einziges Thema ist den Leuten spontan eingefallen. Also habe ich Vorschläge gemacht: Massentierhaltung? Atommüllentsorgung? Regenwaldvernichtung? Militärdiktaturen? Rechtsradikalismus? Altersarmut? Und dann habe ich ganz bewusst versucht, die Leser in eine Diskussion zu verwickeln, mit dieser Absicht: Reden wir über die Dinge, die wirklich wichtig sind, und halten wir uns nicht mit Sachen auf, die unter "Pillepalle" verbucht werden sollten.
Und endlich - fast ausnahmslos bin ich bei diesen Gesprächen auf (mehr oder weniger) Zustimmung gestoßen, was den Anrufern ihren Ärger über diesen TV-Tiefpunkt und über die Berichte darüber zwar nicht genommen, ihnen aber eine Ahnung davon und mir die Gewissheit gegeben hat: Es lohnt sich, Auseinandersetzungen zu führen, wenn man davon überzeugt ist, dass man etwas bewirken und sie gewinnen kann; sie sind unsinnig, nur weil man meint, dass sie geführt werden müssen.
Nie wieder "Dschungelcamp" in meinem Blog.
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